JAPAN / TOKYO – Januar 2007

JAPAN / TOKYO – Januar 2007

 

Am 17. Januar 2007 bekam ich das Angebot, gemeinsam mit meinem Arbeitgeber und einem Außendienstmitarbeiter zu einer Schmuckmesse (IJT 07) nach Tokyo zu fliegen…und zwar schon am 22. Januar…, also alles schon recht kurzfristig…Ich hatte 10 Minuten Zeit, mich zu entscheiden, ob ich mitfliegen wollte, um auf der Messe am Stand eines japanischen Kunden von uns Schmuckzeichnungen anzufertigen.

Nach einer Minute hatte ich mich wohl entschieden, dass ich mitfliegen würde. (Vielleicht war es auch nur eine halbe Minute, ich weiß es nicht mehr so genau…es war auf jeden Fall alles rasend schnell)

Nun drängte die Zeit. Ich besorgte schnell noch fehlendes Zeichenmaterial, schönes Papier, farbige Zeichenkartons, schöne Farbstifte usw. Meine Aufgabe würde sein, dass ich jeweils ein Trauringmodell exklusiv nach den Vorstellungen der Kunden umgestaltete, und das Ganze dann gleich „live“ zu Papier bringen sollte.

 

Am Montag früh flogen wir von Stuttgart über London nach Tokyo. Die Flugzeit betrug etwa 14 Stunden. Um 9 Uhr früh kamen wir am  Flughafen Narita / Tokyo an und fuhren dann mit dem Zug direkt nach Tokyo, wo wir kurz unser Gepäck im Hotel Royal Park im Shiodome Tower abstellten und anschließend gleich mit der Hochbahn zum Messegebäude „Big Sight“ fuhren.

Die Messestände waren noch nicht vollständig aufgebaut, da die Messe erst am 24. Januar beginnen sollte. Aber wir konnten uns ein wenig einen Eindruck verschaffen, und in etwa absprechen, wie alles ablaufen sollte. Es waren am Messestand mehrere Monitore angebracht, wo den Messebesuchern die Arbeitsabläufe in unserer Firma in Pforzheim gezeigt werden sollten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der mitgebrachten DVD lief auch hier alles nach Plan. Auch ich wurde eingewiesen in meinen Aufgabenbereich.

 

Das Royal Park Hotel im Shiodome Tower war gigantisch für mich. Es war untergebracht in einem der zahlreichen „Wolkenkratzer“ der Stadt, von der 24. bis zur 39. Etage. Mein Zimmer befand sich in der 33. Etage, mit einem atemberaubenden Blick über Tokyo. Besonders bei Nacht konnte ich mich kaum lösen von diesem Lichtermeer, ich konnte vom Bett aus den Tokyo Tower sehen (mit verblüffender Ähnlichkeit zum Eiffelturm – was wohl auch gewollt war!).

 

Das Frühstück im Hotel war echt prima, alles was das Herz begehrte (oder besser gesagt: der Magen), selbst auf mein Müsli mußte ich nicht verzichten. Allerdings hat mich die japanische Suppe, die auf dem Büffet vor sich hinköchelte, schon vom Geruch her zum Frühstück nicht besonders angemacht. Selbst Salat und Würstchen gab es schon zum Frühstück.

 

Mit der führerlosen, computergesteuerten Hochbahn ging es wie schon bereits am ersten Tag zum „Big Sight“. Schon allein diese Fahrt war immer wieder ein Erlebnis. Im Grunde war es eine wunderschöne Sightseeing-Tour durch Tokyo, besonders auch die Fahrt über die Rainbow-Bridge.

 

Auf dem Messegelände angekommen, begann für mich dort mein erster „Arbeitstag“. Angesprochen wurde ich mit dem Namen „Claudia-san“. In der Anrede werden Männer und Frauen angesprochen, indem man -san an den Familiennamen anhängt. Manchmal wird auch der Vorname mit -san benutzt, um Respekt, aber Nähe auszudrücken.

 

Händeschütteln ist in Japan unüblich. Stattdessen verlangt die Etikette eine – je nach Rang des Gegenüber gestaffelte – Verbeugung. Beim Verbeugen muss der Rücken gestreckt sein. Der Rangniedere muss der Waagerechten (dem rechten Winkel) näher kommen und länger in der Verbeugung verharren. Junge Japaner werden dem Europäer allerdings möglicherweise das Händeschütteln anbieten. Insbesondere westlichen Ausländern gegenüber gibt es auch die Kombination Verbeugen und gleichzeitig Händeschütteln.

Ich weiß nicht, ob meine Verbeugungen immer ganz korrekt waren, aber ich glaube, die Japaner hatten ein Nachsehen mit uns Ausländern.

Visitenkarten sind in der Geschäftswelt absolut unerlässlich, denn sie sind die Grundlage für das Kennenlernen und zeigen den jeweiligen Status des Gegenüber an. Man nimmt die Visitenkarte mit beiden Händen entgegen und liest sie oder betrachtet sie zumindest symbolisch. Viele Visitenkarten haben je eine Seite mit japanischer und „westlicher“ Schrift.

Auch ich hatte einen ganzen Packen Visitenkarten aus Deutschland mitgebracht, um mich damit meinem Gegenüber vorzustellen.

 

Es dauerte nicht allzulange, da kam auch schon der erste Kunde, mit dem ein Termin vereinbart war. Und meine ersten Zeichenkünste waren gefragt. Nach den Vorstellungen der jeweiligen Kunden hatte ich nun diesen neugestalteten Ring zu zeichnen. Anfangs noch ein bißchen nervös, löste sich dies aber bald, nachdem ich gemerkt hatte, dass ich meine Arbeit zur Zufriedenheit aller erledigte, manche Kunden waren richtig begeistert, wie mit wenigen Strichen und Schattierungen ihr Ring auf dem Papier entstand. Und sie wollten unbedingt, dass ich diese Zeichnung auch noch signieren sollte. Ich tat ihnen diesen Gefallen. Auch mußte ich mich mit fast jedem Kunden fotografieren lassen…, wo ich mich aber doch so ungern fotografieren lasse. Aber da mußte ich durch.

 

…demnächst mehr über meinen Japanaufenthalt…

 

 

Nachdem einige meiner Bekannten schon nach der Fortsetzung meiner Japanausführungen gefragt hatten, sehe ich mich heute natürlich schon ein bißchen gedrängt, dieses Kapitel jetzt endgültig abzuschließen. Aber allzuviel gibt es da gar nicht mehr zu erzählen. Vielleicht nur noch so ein paar letzte Eindrücke.

 

Es gibt von Felix Mendelssohn-Bartholdy den berühmten Hochzeitsmarsch, der mir bislang auch immer ganz gut gefallen hatte, der mich sogar manchmal zu Tränen gerührt hatte, je nachdem, auf wessen Hochzeit ich diese Melodie erleben durfte.

Aber an unserem Ausstellungstand auf der Schmuckmesse in Tokyo lief diese Melodie ohne Unterbrechung parallel zu den Videoausschnitten von unserer Firma – wohlgemerkt: diese Melodie hörte ich den ganzen Tag. Und ich hatte mir geschworen, falls es mir doch noch einmal einfallen sollte, auf meine alten Tage hin den Weg vor den Traualtar zu beschreiten, dann bitte ohne diesen Hochzeitsmarsch. (Felix Mendelssohn-Bartholdy wird ganz sicherlich ein Einsehen mit mir haben)




Und hier eine kurze Hörprobe aus dem Sommernachtstraum von Mendelssohn-Bartholdy

Hochzeitsmarsch - Mendelssohn-Bartholdy [452 KB]


Ein weiteres Highlight war eine Einladung unseres japanischen Geschäftspartners in ein original japanisches Restaurant

Ein weiteres Highlight war eine Einladung unseres japanischen Geschäftspartners in ein original japanisches Restaurant.

Bevor man den Gastraum betritt, werden die Schuhe ausgezogen und in einem Schränkchen eingeschlossen. Peinlich wäre es schon gewesen, wenn die Socken löchrig gewesen wären… (nicht lachen, das ist schon ganz anderen Leuten passiert, so auch kürzlich dem Weltbank-Präsidenten Paul Wolfowitz beim Besuch einer Moschee in der Türkei)

Das Essen war richtig toll, ein wenig kann man auch unten auf einigen Photos sehen. Aber bitte fragt mich nicht, was ich genau gegessen habe, ich weiß es nicht, aber es war lecker. Es gab auch so eine Art „Maultasche“, eine Teigtasche mit einer Fleischfüllung. Aber jetzt steht man vor dem Problem: Wie esse ich das mit meinen Stäbchen? Endlich hatte ich dieses Teigtäschchen krampfhaft an seiner engsten Stellen zwischen meine Stäbchen geklemmt…, aber jetzt, wie bekomme ich es in den Mund? Das Ganze war zu groß, um es auf einen Sitz in den Mund zu schieben. Also, ich bin ja nicht ganz dumm: vorsichtig abbeissen…Wahr wohl keine gute Idee, in diesen Teigtäschchen befand sich zusätzlich zu seiner Fleischfüllung auch noch etwas Kochflüssigkeit…na ja, und da ich kein Lätzchen anhatte, war mein T-Shirt jetzt nicht mehr ganz so salonfähig. Aber gut wars…vielleicht hätte ich erst mal schauen sollen, wie die Japaner mit diesem Täscherl umgehen. Die waren ganz gewitzt, die steckten einfach ganz brutal ein Stäbchen in die Teigtasche – und ab in den Mund. Na ja, ich hätte mich nicht so gierig auf eigene Faust an diese Lebensmittel wagen sollen. Was ich aber beim Essen ganz toll fand, und das könnte man bei uns in Deutschland gerne auch einführen, das waren die warmen feuchten Tücher zum Händeputzen vor dem Essen.

 

An Reinlichkeit können wir uns an den Japanern noch so einiges abschauen. Auch die Toiletten fand ich toll, sowas hatte ich in Deutschland noch nie gesehen.

Es gab beheizte Klobrillen, der Popo wurde mit einem Strahl Wasser abgebraust – man konnte mehr vorne brausen oder etwas weiter hinten, je nach Bedarf. Und da die Japaner es peinlich finden, wenn andere Leute die nicht zu vermeidenden Geräusche des Pinkelns mitbekommen, kann man in der eingebauten Elektronik der Toilette ein künstliches Wasserrauschen erzeugen, das die eigenen Geräusche übertönen soll. ICH FINDE DAS SO KLASSE!




Den Abschlussbericht über Japan werde ich demnächst wohl fertigstellen, also noch ein bißchen Geduld…

Den Abschlussbericht über Japan werde ich demnächst wohl fertigstellen, also noch ein bißchen Geduld…




Blick auf das Hotel und Blick aus dem Hotel




Rund ums Hotel




International Jewellery Tokio 2007




Japanisches Essen