Recital
– mit MONTSERRAT MARTÍ, NIKOLAY BASKOV undSERGHIY MAHERA
30/12/2009
30/12/2009
Caballé
encandila a su público
La soprano volvió
al escenario del Liceu y acabó con la audiencia en pie
Hablar de
Montserrat Caballé es hablar de una parte de la historia de la ópera, sin duda
de uno de los períodos más brillantes del género. La soprano barcelonesa, con su voz única,
su grandeza canora y su entidad artística, fue una de las grandes del siglo
pasado. Pero en su vuelta el pasado lunes al escenario del Liceu, el teatro que
la vio crecer como intérprete, que la adoró con pasión y que fue testigo de
algunas de sus principales heroínas, la cantante ya no pudo mostrar casi nada
de ese brillo que la encumbró a lo más alto. Lo cierto es, sin embargo, que a
sus 76 años, es lógico que no conserve la frescura de antaño –parte de la cual
ha mantenido hasta hace relativamente poco tiempo– y que lo que sigue
conservando después de 50 años de carrera es su arrolladora capacidad
comunicadora y, cómo no, una línea de canto tan personal como hermosa.
Acompañada al piano por Manuel Burgueras, alguien que la conoce como nadie y
que supo allanarle el mejor camino para que se paseara a sus anchas, Montserrat
Caballé afrontó un programa generoso, mucho más de lo que se hubiera podido
esperar, y más o menos ajustado a sus actuales posibilidades vocales. Empezó
con voz un tanto desapacible, de emisión áspera, pero poco a poco fue
poniéndose a tono para ofrecer lo que, a estas alturas, el público esperaba:
páginas de Piccini, Bellini, Catalani, Mompou y Moreno Torroba, entre otros
–incluyendo alguna rareza de las que solo ella sabe redescubrir–, mostraron a
una Caballé en horas bajas pero que encontró formas para brindar destellos de
lo que fue su arte grandioso y que, por descontado, fue capaz de enloquecer a
su teatro. Si en Quando incisi
su quel marmo, de Bellini, se le escuchó en baja forma y escasa de fuelle,
en Damunt de tu només les flors, de Mompou, pudo recrearse en el fraseo.
El recital se vio además aderezado por los ademanes de showman del tenor
Nikolay Baskov: toda una estrella del pop y del crossover en Rusia, que
llenó de simpatía el escenario y demostró con obras de Bellini, Donizetti o
Sorozábal que como tenor puede hacerse un hueco en el mercado. También aportó lo suyo
su compatriota Serghiy Mahera, un bajo más en regla, quien cautivó con voz rotunda
en arias de Rossini o Verdi. Si Mahera consiguió una merecida ovación en Come
dal ciel precipita, del Macbeth verdiano, Baskov se comió a la
audiencia con su particular y torera versión de No puede ser, de La
tabernera del puerto de Sorozábal. Ambos cantantes tuvieron su momento de
gloria, pero aun así procuraron no hacer sombra al esplendor que emanó de la
soprano durante toda la velada.
ADMIRACIÓN / Sobresalieron dos dúos del copioso menú: el del cuarto acto de Adriana
Lecouvreur, con excelente química entre Caballé y Baskov y una sorprendente
buena forma de la cantante, e Io t’offro un regno de la fallida
Ernani, una ópera de Bellini inacabada que nunca vería la luz. No faltaron
las propinas: tras la consabida Tarántula y el vals de La Viuda
alegre, de Lehár, a cargo del tenor y la soprano, una improvisada,
divertida y enredada interpretación de Ojos negros a trío selló una
noche de éxito indiscutible y de admiración por la gran Caballé.
Es sollte ihr letzter Liederabend in Bremen sein. Das
hatte Montserrat Caballé, die vor genau fünfzig Jahren in Bremen debütierte
klar schnell klar gemacht. Somit ergab sich für das Publikum im Theater Bremen
am Samstag, den 12. Dezember, das letzte Mal die Gelegenheit die
Weltklassesopranistin zu erleben. Anderthalb Stunden lang präsentierte
Montserrat Caballé Auszüge aus ihrem umfangreichen Repertoire. Dieses
entwickelte sie auf über 4000 Liederabenden - fünfmal soviel wie beispielsweise
Maria Callas gab. Zusammen mit ihren unzähligen Opernauftritten ergibt sich so
eine schier unfassbare Anzahl von Auftritten, die Montserrat Caballé bisher
bewältigte. Und der Bremer Auftritt zeigt, dass auch mit 77 Jahren noch lange
nicht Schluss sein muss. Besonders gerührt zeigte sich Montserrat Caballé, als
sie von einer Bremerin, die bei ihrem Debüt mit auf der Bühne gestanden hatte
einen Blumenstrauß überreicht bekam. Diese war damals Mitgliede des Kinderchors
und sagte, sie sei schon damals von der "netten" Spanierin sehr
berührt gewesen.
Mit langanhaltenden Ovationen endete der letzte Liederabend von Montserrat
Caballé in Bremen.
15
15.12.2009
Wien
Stadthalle
Best
of Christmas ’09 – Stimmen im Advent –
Orchester
der Vereinigten Bühnen Wien – Cond.: José Collado, mit AL BANO CARISI
Wien, 14
Wien, 14.12.2009
HUNDERTWASSER-LITHO FÜR CABALLÉ ALS GASTGESCHENK
Opernstar Montserrat Caballé ist am Sonntag
in Wien eingetroffen. Begrüßt wurde die Grand Dame der Oper von Wien Holding
Geschäftsführer Komm.-Rat Peter Hanke und Stadthallen-Geschäftsführer Prof.
Peter Gruber am Abend bei einem Pressecocktail im Hotel Sacher.
Als Willkommens-Geschenk überreichte Hanke eine Hundertwasser-Lithographie
("Singender Vogel in der Stadt"). Die leidenschaftliche Kunstsammlerin
Montserrat Caballé nahm das Hundertwasser-Werk dankend entgegen. „Ich bin gerne
in Wien und freue mich darauf, erstmals in der Stadthalle zu singen. Wien ist
für mich das musikalische Herz Europas! Schade, dass meine Tochter wegen ihrer
Knieverletzung nicht dabei ist, dafür ist mein langjähriger Freund Al Bano
Carrisi mit auf der Bühne, mit dem ich ebenfalls wunderbare gemeinsame
Auftritte hatte", so die Grand Dame der Oper bei ihrer Ankunft im
Hotel."
Hintergrund für den Aufenthalt von Madame Caballé ist das große
Weihnachtskonzert, das am 15. Dezember 2009 in der Wiener Stadthalle über die
Bühne geht. Neben Montserrat Caballé werden auch Top-Barde Al Bano Carrisi und
die Wiener Sängerknaben beim Weihnachtskonzert mit einem vielfältigen Musikprogramm
- exklusiv für Wien zusammengestellt - zu hören sein. Begleitet werden die
Künstler vom Europasymphonie Orchester mit dem Dirigenten José Collado.
Montserrat Caballé's Tochter, Montserrat Marti, wird leider nicht wie
angekündigt beim Konzert auftreten. Sie kann wegen einer Meniskusoperation
nicht nach Wien kommen.
17
17.07.2009
Emmendingen
Schloßplatz
Philharmonisches Orchester Freiburg; Cond.: JOSÉ COLLADO
Badische Zeitung – 20
Badische Zeitung – 20. Juli 2009
Besuch der alten Dame
Übers Alter
spricht man nicht. Noch dazu das einer Dame, einer
Diva. Montserrat Caballé bricht das Tabu selbst und erzählt dem Publikum, dass
sie schon 76 ist. "Das war er also nun, der Besuch der alten Dame",
sagt sie schmunzelnd am Ende zu ihrem Publikum auf dem Emmendinger
Schlossplatz. Und als sie merkt, dass die Leute fröhlich lachen, stimmt sie
herzhaft mit ein. Ja, den typischen Sopran-Gluckser, den hat sie noch perfekt
drauf, die große alte Dame des Sopranfachs, die einst als leibhaftige
Nachfolgerin der Callas gefeiert wurde, und deren Pianokultur in den hohen und
höchsten Lagen geradezu als legendär galt.
Das ist etwas her. Von einer großen Tournee
anlässlich ihres 50-jährigen Bühnenjubiläums erzählt sie ergriffen den ebenso
ergriffen wirkenden, frenetisch klatschenden Zuhörern, und damit untertreibt
sie sogar noch maßlos. Hatte die Karriere der Katalanin doch bereits 1956 im
nahen Basel begonnen. Das freilich ist irgendwie sekundär angesichts eines
Openairs, das wenige Stunden zuvor noch ins Wasser zu fallen drohte. Musiker
des Philharmonischen Orchesters Freiburg, das die Caballé an diesem Abend auf
musikalische Flügel bettet, berichten, dass sie einander angesichts des laut
auf die Bühne prasselnden Regens bei der Probe am Nachmittag kaum gehört
hätten. Beim Konzert ist es dann eher die Lautsprechertechnik die für
ungewollte Nebengeräusche sorgt. Was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass
das Orchester derzeit in bemerkenswerter Form ist – selbst bei einer – pardon,
Musikerjargon – Mugge, was ungefähr so viel heißt wie musikalisches
Gelegenheitsgeschäft. Das zeigen zumal die reinen Orchesterstücke, wie Rossinis
äußerst filigran musizierte Ouvertüre zur "Italienerin in Algier",
mit exzellent gestaffelten Steigerungswellen. Oder, wohl der Höhepunkt des
Abends, das Zwischenspiel aus Jerónimo Giménez’ Zarzuela "La boda de Luis
Alonso" mit ihrem aragonesisch-folkloristischen Einschlag: fulminant
musiziert, so temperamentvoll und pulsierend eloquent, dass Monserrat Caballé
spontan ausruft: "Das Orquesta Filarmónica aus Freiburg muss nach
Spanien!".
José Collado ist aber auch der richtige Partner für derlei konzertante Klassik:
ein typischer Maestro, der die Show nicht verachtet, mit oft köstlich sparsamer
Gestik und komödiantischer Mimik. Der langjährige Partner der Caballé geleitet
das Orchester wie einen Polizeiwagen mit Blaulicht durch die Rushhour, denn er
weiß um die stimmlichen Haarnadelkurven und Verkehrsknotenpunkte der
Primadonna. Gut, man kann sagen, im Grunde sollte sie sich auf derlei
Fahrstunden gar nicht mehr einlassen, zumal wenn es um Koloraturen und die
einst spielerisch erreichten Spitzentöne geht. Aber wenn man dann spürt,
welchen Spaß die alte Dame an spanischer Musik, an den Zungenbrechern der
Zarzuela (La Tarántula) und deren manchmal maurisch-gutturalen Klängen hat, und
wie beweglich ihr Stimmapparat dabei wird, dann sind Kälte und Feuchtigkeit
dieses Abends vergessen. Und man denkt an Dürrenmatts alte Dame Zachanassian:
Bin nicht umzubringen, sagt sie. Eigentlich schön.
Benefizkonzert mit MONTSERRAT MARTÍ und
NIKOLAY BASKOV; Cond.: JOSÉ COLLADO
Moskau – 30
Moskau / 30.06.2009
Caballé y su hija actúan junto al tenor ruso Báskov en
un concierto benéfico
La soprano española Montserrat Caballé, acompañada de su hija,
la también soprano Montserrat Martí, actúan hoy en Moscú junto al tenor ruso
Nikolái Báskov ante 8.000 profesores dentro de un concierto benéfico.
La principal sorpresa, según reveló
el propio Báskov, será su interpretación junto a Caballé del tema
"Barcelona", que la soprano barcelonesa grabó junto al fallecido
Freddie Mercury para los Juegos Olímpicos de 1992 en esa ciudad.
Será, sin duda alguna, según
escribe el diario "Moskovki Komsomólets", una "gran sensación a
nivel internacional", ya que es la primera vez que Caballé interpretará a
dúo esta pieza desde que el líder de la legendaria banda de rock británica
Queen falleciera en 1991.
"Este concierto es un
regalo", declaró Báskov, quien adelantó que el público podrá escuchar las
canciones italianas más famosas, algunas arias y varios dúos de ópera, lo más
conocido y popular".
El concierto, que tiene lugar en la
sala estatal de conciertos "Rossía", en el estadio Luzhnikí, cuenta
también con la "Orquesta del siglo XXI", dirigida por el maestro
español José Collado.
Montserrat Caballé, considera como
la "mentora vocal" de Báskov, es frecuente huésped en Moscú, donde
estuvo por primera vez en 1974, cuando actuó en el teatro Bolshói con la
compañía de teatro de La Scala de Milán.
"Me encanta descubrir
estrellas para el mundo", señaló la soprano hace siete años con motivo de
un recital junto a Báskov en el Palacio del Kremlin que duró tres horas.
Afirmó entonces que "ahora hay
voces espléndidas entre los jóvenes de todos los países", al tiempo que
lamentó que "a muchos les falta fuerza de voluntad para el trabajo y el
aprendizaje continuo".
Recital – mit MONTSERRAT MARTÍ;
Piano: MANUEL BURGUERAS
Reims, 24
Reims,
24.06.2009
Flâneries / Le
duo Caballé a rempli le Cirque de Reims
Il est des concerts dont on
n'aimerait pas rendre compte tant l'émotion fut intense. Une émotion provoquée
non par la musique ou l'interprétation, mais par la relation entre les artistes
et le millier de spectateurs venus au Cirque. Disons simplement qu'à la fin du
concert, le directeur artistique Hervé Corre offrit solennellement à Madame
Caballé la 5e Flânerie composée par Thierry Escaich sur un texte d'Alvaro
Escobar intitulé « Madre ».
C'est Montserrat Marti, la fille de la grande soprano, qui créa l'ouvrage, avec
le compositeur au piano. Montserrat Caballé, totalement surprise, en fut émue
aux larmes… Que dire de plus lorsque l'on sait la perfection de l'itinéraire
artistique de cette étoile de l'art lyrique ?...
Certes, Montserrat Caballé demeure une immense cantatrice et une artiste
exceptionnelle. Son art interpelle toujours, même si les couleurs vocales ont
blanchi, et si les immenses moyens techniques se sont partiellement retirés.
Il serait ici déplacé de ternir la légende de celle qui, dans les rôles de
Fiordiligi, Tosca, Lucia et bien d'autres, toucha les plus hautes cimes de
l'art du chant. Elle montre encore qu'elle sait conduire, forger, articuler une
ligne, une phrase, avec le naturel et la précision dont elle a toujours fait
preuve. Mais les
passionnés de lyrique préfèreront
néanmoins la retrouver dans les superbes enregistrements qu'elle a légués à la
postérité…
Mademoiselle Montserrat possède toutes les qualités expressives et techniques,
mais son timbre semble mieux convenir aux pages d'inspiration populaires
espagnoles qu'au grand répertoire classique. Son « O mio babbino » du Gianni
Schicchi de Puccini fut toutefois fort bien chanté, mais sans cette aura avec
laquelle Madame Caballé ne cesse de fasciner. Elle parut à son meilleur dans le
« Summertime » de Gershwin.
Manuel Burgueras, très fin musicien, fut en parfaite communion avec le style -
et la respiration - des deux sopranos.
Il apparut finalement que les œuvres choisies étaient parfaitement au service
des deux dames…
Honorons la grande artiste en courant à la Fnac (partenaire des Flâneries) pour
acquérir - par exemple - sa Tosca sous la baguette de Colin Davis, actuellement
en offre spéciale…
Nous avons tant à recevoir de sa carrière si généreuse !
Im Basler Stadtcasino gaben Montserrat Caballé und ihr
Pianist Manuel Burgueras einen Liederabend.
Die Sopranistin Montserrat Caballé war im
November 2006 letztmals zu Gast in Basel, wo 1956 ihre Weltkarriere begonnen
hatte. Auf der Großen Bühne des Theaters Basel, feierte sie ihr 50-Jahr Bühnenjubiläum, sang und erzählte im
Gespräch mit Kurt Aeschbacher aus ihrem Leben. Ihre Stimme, schrieb ich damals,
«ist schärfer geworden, und nicht immer klingen die Töne rund, doch sie hat
eine substanzreiche Mittellage und eine leuchtende mittlere Höhe. Vor allem
aber verfügt die Sängerin über eine hervorragende Technik, die ihr die grossen
Legatobögen ebenso gestattet wie das
Presto-Geplapper.
Ihr Charme und ihr Humor machten aber die stimmlichen Mängel mehr als wett.
Nun ist sie nach
Basel zurückgekommen, mit einem Liederabend im ausverkauften Musiksaal des
Stadtcasinos. Begleitet wurde sie vom Pianisten Manuel Burgueras. Doch bei
einem solchen Rezital hängt die Messlatte um einiges höher als bei einer
quasi-familiären Veranstaltung, und man muss sagen, dass der Abend diesen
Ansprüchen nicht genügte. Der Beginn mit zwei Stücken von Antonio Vivaldi liess
das Schlimmste befürchten: Die Stimme klang unausgeglichen, einzelne Töne waren
gar nicht zu hören, viele waren schlicht falsch. Dazu kamen technische Mängel,
unschöne Glissandi etwa. Dass die Sängerin und der Pianist die beiden Lieder
interpretierten, als seien sie vom jungen Puccini, fiel da kaum mehr ins
Gewicht. Auch in den folgenden Nummern, Liedern und Arien von Piccini, Gounod
und anderen, kamen zu den stimmlichen Defiziten viele verschliffene Töne;
Momente feiner Phrasierungskunst und der Glanz des oberen Registers erinnerten
immerhin an die ruhmreiche Vergangenheit.
Leider war aus
dem Hochglanz-Programmblatt weder über die Werke, noch über ihre Komponisten
etwas zu erfahren. Wer kennt denn schon Louis Niedermeyer und seine Oper «Marie
Stuart» (Paris 1844), aus der die Caballé
eine Arie sang? Dabei hat sie damit ein hübsches Stück eines Schweizers
ausgegraben. Niedermeyer wurde 1802 in Nyon geboren. Und dass die Liedtexte
nicht beigegeben waren, war schlicht inakzeptabel.
Nach der Pause
hatte sich die Sängerin besser im Griff und bestach mit subtiler Phrasierung
und kultiviertem Piano-Gesang. Gekonnt und mit Witz servierte sie schliesslich
Auszüge aus Zarzuelas und als dritte und letzte Zugabe ein Schweizer Volkslied.
Das begeisterte Publikum dankte mit Standing Ovations. Doch der unkritische
Jubel täuschte nicht darüber hinweg, dass hier eine grosse Künstlerin dabei
ist, sich langsam selbst zu demontieren.
26
26.01.2009
Wiesbaden
Kurhaus
Piano:
MANUEL BURGUERAS
Wiesbadener Kurier – 27/01/2009
Wiesbadener Kurier – 27/01/2009
Mit langem Atem und viel Humor
Begeisterter Applaus für Montserrat Caballé nach ihrem Liederabend im
Kurhaus
Freie Plätze beim
Liedrezital von Montserrat Caballé findet man im Kurhaus Wiesbaden nur noch in
den hinteren Reihen. Vorne dagegen sitzen die Fans der Sopranistin aus
Barcelona dicht gedrängt - und verschämt wird hier und da ein Fotohandy
hochgereckt oder ein Blumenstrauß bereitgehalten. Die Diva aus Katalonien ist
oft und gerne in Deutschland, im vergangenen Jahr feierte "La Montse"
ihren 75. Geburtstag mit einer großen Gala in der Philharmonie Essen - und auch
in Wiesbaden plaudert sie entspannt mit ihren Fans; erzählt von den vielen
steilen Stufen hinter der Bühne und muss über soviel Wehleidigkeit selbst ein
wenig lachen.
Manuel Burgueras, ihr langjähriger Begleiter am Klavier,
ist nicht nur ein achtsamer Halt für die Diva beim Weg auf die Bühne, er zeigt
sich auch als wendiger Pianist, der sich mühelos durch ein Programm spielt, das
von Vivaldi-Arien bis hin zu folkloristischen Kompositionen aus den Anfängen
des 20. Jahrhunderts reicht. Auch wenn der Soloabend die Kräfte der Sängerin
offenkundig strapaziert, parliert sie scherzend mit ihrem Publikum und
entschuldigt sich schon im Vorhinein für den seltsamen Abgang, den sie wählen
wird: wie Varietékünstler schweben die Diva und ihr achtsamer Begleiter nach
der letzten Zugabe von der Bühne hinab ins Auditorium. Hocherhobenen Hauptes
geht sie davon, lächelnd und gewiss auch ein wenig erleichtert.
Ein starker
Abgang nach einem Konzert, das auch vom Altern einer Stimme erzählt. Das warme
Timbre der Sopranistin ist immer noch da, keine Frage. Der berühmt "lange
Atem" hilft über so manche Klippe hinweg, kann aber nicht ausgleichen, was
an Kraft und Biegsamkeit fehlt. Noch immer kann ihre betörende Stimme Glanz und
Wärme vermitteln, aber in den Höhen fehlt die Stabilität und zuweilen klingt
ihre Stimme brüchig. Dafür wirft sie ihren Humor in die Waagschale, den sie
eindrucksvoll auch in ihrer letzten Bühnenrolle in Donizettis
"Regimentstochter" als Duchesse de Crakentorp bewiesen hat.
Sie weiß um die Schwächen - und ihr
Publikum auch. So ist das Konzert ein wenig von der Sorge um das Gelingen
bestimmt, ein Bangen, das sich mit zunehmender Konzertdauer aber verflüchtigt.
Sorgsam auf ihre Möglichkeiten abgestimmt hat sie ihr Programm zusammengestellt
und natürlich bleibt sie der einen oder anderen alten Liebe treu: Liedern von
Charles Gounod etwa oder den munteren Klängen der spanischen Zarzuelas.
Verhalten, ja ein
wenig steif hat der Abend begonnen mit Antonio Vivaldis "Un certo non so
che", Gounods "Au Printemps" dann entlockt der Diva ein erstes
kleines Lächeln und richtig entspannt wirkt sie im zweiten Teil, wenn Lieder
anstehen von Francesco Cilea und ihrem Landsmann Ruggiero Leoncavallo.
Offenkundig zu Hause fühlen sich Sängerin und Pianist in der spanischen
Folklore, in Joaquin Turins "Preámbulo", den Zarzuela-Lieder von
Pablo Sorozábal und dem temperamentvollen "Canción Andaluz" von
Fernandez Caballero. Übermütig geradezu dann die Tarantella aus "La
Tempranica" von Gimenez, dem Komponisten mit dem schönen Indianer-Vornamen
Geronimo.
Mit schnippenden Finger begleitet
Montserrat Caballé ihr letztes Lied und gewährt den nun begeistert
applaudierend Fans (natürlich stehen alle) drei muntere Zugaben. Obligatorisch
dabei, der schwyzerdütsche Ländler "G´ Schätzli", nicht zuletzt auch
ein Dank an die Stadt Basel, in der die Karriere der Sängerin vor über fünfzig
Jahren begonnen hat.
23
23.01.2009
Karlsruhe
Johannes Brahms Saal
Piano:
MANUEL BURGUERAS
Badische Neueste Nachrichten – 26/01/2009
Badische Neueste Nachrichten – 26/01/2009
Wie der Hauch aus einer anderen Ära
Operndiva Montserrat Caballé machte auf ihrer Abschiedstournee Station in
Karlsruhe
Den passenden Zeitpunkt für einen Abschied
in Würde hat sie versäumt. Das ist auch schwer, wenn die breite Popularität zu
einem Zeitpunkt einsetzt, wenn die stimmlichen Möglichkeiten immer
eingeschränkter werden. Doch trotz schwindender Mittel will sich Montserrat
Caballé nicht mit der Rolle der komischen Alten begnügen, als die sie kürzlich
in „La fille du regiment“ in die Wiener Staatsoper zurückkehrte, und begibt
sich derzeit mit einem Programm, das zunächst mal Respekt abverlangt, auf
Abschiedstournee. Am Ende muss man ihr Hochachtung zollen, mehr als je zuvor,
als ihr alle gesanglichen Herausforderungen, die die Opern des 19. Jahrhunderts
bereithalten, mühelos in den Schoß fielen. Keine gefälligen Pausenfüller und
Zwischenspiele, sondern eine dichte Auswahl von Werken, wie sie die Spanierin
teilweise seit Jahrzehnten im Reisegepäck mit sich führt. Mit 17 Arien von
Vivaldi bis zu Zarzuelas, von barocken Kammergesängen und Arien über
romantische Salonlieder und veristische Arien, stattete die alte Dame der
Karlsruher Stadthalle ihren Besuch ab. Statt der angekündigten kleinen Pausen
zog sie das Programm lieber in zwei großen Teilen durch, denn die mühsamen
Auftritte bereiten ihr offenkundig mehr Probleme als das Singen.
Die beiden kleinen Arien von Antonio Vivaldi
sind stimmliche Fingergelenksübungen, verstörend wabernde Klänge, als wenn der
Komponist ein paar Krähen aus Venedig in die kühle Atmosphäre der Stadthalle
entsandt hätte. Was darf man von einer Sängerin erwarten, die in drei Monaten
ihren 76. Geburtstag feiert, die in den 1960er bis 1980er Jahren die großen
Opernbühnen beherrschte, und sich ihr Altenteil mit obskuren Ausgrabungen und
Einzelauftritten verschönt. Natürlich sind die Stücke sorgfältig ausgewählt, in
eine angenehme Lage transponiert, verfügt die Stimme nicht mehr über
Tragfähigkeit und Kraft, ist der Fokus verrutscht, die Intonation vage und das
Vibrato markant. Legt ihr der Begleiter, ihr ergebener Pianist Manuel
Burgueras, die Stücke mundgerecht parat. Aber schon mit einer Arie aus Piccinis
„Alexander“-Oper aus der Mitte des 18. Jahrhunderts dokumentiert die Caballé
ihr Wissen um die Kunst des Wie. Wenn sie sich dann allmählich weiter vortastet
auf abseitigen Wegen des Repertoires und bewusst nicht auf Bekanntes setzt, ein
großes lyrisch deklamatorisches Lamento von Verdis Konkurrenten Mercadante
gestaltet, Schillers Maria Stuart eben nicht in der Vertonung Donizettis,
sondern des französischen Pädagogen Niedermeyer, zum Leben erweckt oder Lieder
von Charles Gounod anpackt, merkt man, dass sie ihrem Gesangsideal treu bleiben
will: jeder Ton schön gefasst wie eine Perle, ebenmäßig und rund, und auf einem
ruhigen Atemfluss ruhend. Dass sie seit jeher eine sich in unendlichen
Pianoschwebungen verlierende Elegikerin war, kommt ihr zugute, kein Bühnentier,
das sich in den deklamatorischen Momenten verzehrt, sondern nostalgischer Schöngesang,
der wie ein Hauch aus einer anderen Ära in die Reihen weht.
In den französischen Zeilen schimmert immer
noch das iberisch weiche Timbre durch, fällt die erstaunliche Atemkontrolle
auf. Die Ausschnitte aus kaum bekannten Opern von Catalani und Cilea lassen
zwar den begrenzten Tonumfang deutlich werden, zeigen aber auch Momente von
erlesener Schönheit und verhangenem Glanz. Als lachende und heitere Komikerin
zeigt sich die Caballé in prägnanten Genreszenen aus spanischen Zarzuelas, und
ganz zum Abschluss kommt dann jenes schwyzerdütsche „G’Schätzli“, das sie seit
ihren Anfängen in Basel 1956 als Zugabe hegt.
Sehr liebevoller Applaus, ein kurzes Winken,
dann ist der Abend, den sich viel zu viele entgehen ließen, vorbei. Doch ein
Abschied in Würde.
20
20.01.2009
Friedrichshafen
Graf Zeppelin Haus
22/01/2009 – Südkurier
22/01/2009 – Südkurier
Montserrat Caballé: Das Altern einer großen
Stimme
Sie ist noch immer eine Diva. Auch mit 75 Jahren noch. Auch wenn
sie auf eine Krücke gestützt am Arm ihres Pianisten den langen Weg zum
Notenpult weit hinten auf der Bühne zurücklegt. Sie hat noch alles, was eine
Diva ausmacht: Haltung, Stolz, Präsenz, große Gesten, zwei verschiedene Kleider
für einen Abend, aus schweren Stoffen voller Ornamente. Bei den Zugaben
schäkert sie mit dem Publikum. Sie macht Witzchen, singt zuletzt ein deutsches
Liedchen, und der Saal tobt. Montserrat Caballé zu hören, ist noch immer ein
Erlebnis. Und zugleich eine ziemlich traurige Sache.
Denn anders als bei Rockbands, die manchmal, wie guter Whiskey,
mit dem Alter immer besser werden, so wird eine Sopranstimme nach 50 Jahren auf
der Bühne brüchig. Das ist ganz natürlich, und die Caballé ist für ihr Alter
noch erstaunlich gut bei Stimme. Aber die Schwächen sind da: Stellen in der
Mittellage, wo die Stimme manchmal wegbricht. Härte in der Höhe, wo die Kraft
für volle, runde Töne nicht mehr ausreicht. Fehlender Atem bei langen Phrasen.
Montserrat Caballé zeigt ihrem Publikum, was das heißt: alt
werden. Sie singt es vor. Das Traurige ist nun nicht, wie das klingt. Sondern
zu sehen, dass es die Sängerin selbst traurig macht. Ihr nur scheinbar
leichtherziges Schulterzucken, wenn ein Ton bröckelt. Ihr Stirnrunzeln, wenn
ihr eine Kadenz nicht so gelingt, wie sie das von früher kennt. Ihr Strahlen,
wenn ihr berühmtes, samtweiches, schillerndes Piano in der tiefen Lage immer noch
trägt. Die Diva zwingt sich mit ungeheurer Disziplin durch den anstrengenden
Soloabend, Kräfte sparend, Halt am Flügel suchend, sichtlich vom Schmerz in den
Beinen geplagt. Sie müsste das hier nicht tun, denkt man.
Auch die Lieder und Arien, die sie singt, von Barock bis
Romantik, sind bis auf wenige Ausnahmen traurig: Tragische Geschichten von
Liebe und Tod, Schmerz und Sehnsucht – der Stoff eben, aus dem Opern sind.
Wenige große Komponistennamen sind dabei; Montserrat Caballé macht aus ihrem
Konzert keine Hitparade der schönsten Opernarien. Und schafft es doch manchmal,
dass man sich vor der schmucklos dunklen Holzwand auf der Bühne die Schatten
einer Opernkulisse erträumt. Bei einer Arie aus Niccolò Piccinis „Alessandro
nelle Indie“ zum Beispiel. Oder beim tieftragischen „Déjà la nuit s'avance“ aus
Louis Niedermeyers „Marie Stuart“. Die Diva weiß diese Tragik zu zelebrieren.
Durch nur angedeutete Gesten und die Vorsicht beim Singen, die Angst vor der
zunehmenden Unzuverlässigkeit der eigenen Stimme, wirkt die Tragik eher noch
stärker.
Das Publikum nimmt der Diva das Altern nicht übel, ganz im
Gegenteil. Mit höflicher Zurückhaltung und einer guten Spur Ehrfurcht kreisen
die Foyer-Gespräche in der Pause um einzelne Lieder, um Aufnahmen, die man
kennt, Auftritte, die man miterlebte. Auf französisch, italienisch,
holländisch, spanisch wird die Diva diskutiert und verehrt – die Fans kommen
von weit her. Der große Saal im Graf-Zeppelin-Haus ist ausverkauft. Die
Besucher wollen diese Opern-Ikone des 20. Jahrhunderts noch einmal hören und
sehen. Hier geht es nicht zuletzt um Nostalgie. Auch das Publikum müsste das
hier nicht tun, denkt man: Herkommen und dem traurigen Altern der großen Stimme
lauschen, die man doch stark und brillant in Erinnerung behalten könnte.
Der zweite Konzertteil ist eine interessante Mischung aus
impressionistisch-träumerischen und volkstümlich-spanischen Tönen. Hier wird
die Diva lockerer, das Lächeln, mit dem sie ihren zuverlässigen Pianisten
Manuel Burgueras bedenkt, ist strahlend wie eh und je. Francesco Cileas Arien
und Ruggiero Leoncavallos Lieder haben bei Montserrat Caballé zwar nicht mehr
die flatternde Geschmeidigkeit, die sie eigentlich bräuchten, aber sie fesseln
trotzdem. Die Sängerin betont die Details: kleine Tempo-Änderungen,
Verzierungen, durchdachte Linien, die sie gern mit einer Hand in der Luft
nachmalt. Hier ist, das merkt man trotz aller gesanglichen Abstriche, eine
echte Musikerin am Werk. Die Werke, die sie singt, bedeuten ihr viel.
Vielleicht ist es diese Liebe zur Musik, die Montserrat Caballé
nicht erlaubt, der Bühne einfach den Rücken zu kehren. Sie ist mit der Musik
groß geworden, nun muss sie zunehmend an ihr scheitern. Die Diva ist vielleicht
alt geworden. Müde und mutlos aber sicher nicht.
Sebastian Pantel
Anmerkung von mir:
Passender und ehrlicher hätte es ein Journalist nicht ausdrücken
können...