Einmal heiße Zitrone, bitte. Obwohl: Reicht das? Dies ist keine
Konzertbesprechung des Auftritts von Caballé. Dafür hat es nicht gereicht.
Hamburg. Wenn eine Sängerin erkältet ist,
gehört sie mit einem Glas heißer Zitrone und weiteren Heilmitteln ihrer Wahl
ins Bett und nicht auf die Bühne. Dies gilt umso mehr, wenn es sich bei der
Künstlerin um eine Solistin handelt, die einen nur vom Klavier begleiteten
Abend mit Liedern und kleinen Arien zu bestreiten beabsichtigt. Noch viel mehr
gilt dies, wenn die Sängerin bereits 77 Jahre alt ist und über einen Sopran
verfügt, bei dem sich die Spuren des Alters sowieso schon längst unüberhörbar
über das einst so glanzvolle Klangbild gelegt haben. Da kann ein kleiner Fipps
im Hals das eventuell noch verbliebene Hörvergnügen gewaltig trüben.
So geschehen beim Konzert von
Montserrat Caballé am Donnerstag in der Laeiszhalle. Nach vernehmlichem Gehuste
in der ersten Nummer ließ sich La Superba ihren Mantel reichen, damit sie's
etwas wärmer hatte. Das half nicht wirklich, jedenfalls nicht ihrer Stimme. In
einer bemerkenswerten Mischung aus Grandezza und Nonchalance steuerte die
Caballé sich im Verlauf des Abends immer tiefer in die Indisposition hinein.
Rasch hatte sie damit auch dem erkälteten Teil des Publikums alle Hemmungen
genommen.
Ein solches Konzert kann man nicht
rezensieren. Unmöglich zu sagen, ob die Sängerin ihre Partien nur deshalb kaum
gestaltete, weil sie ihre Stimme schonen und sich das schiere Durchhalten
sichern wollte. Einzelne Töne, ganz wenige Phrasen vermittelten eine Ahnung
davon, wie berückend schön diese mittlerweile so statuarische Primadonna einst
gesungen hat. Wie bei einem Palimpsest schienen da und dort noch blasse
Schriftzeichen ihrer Kunst von einst hindurch.
Der Applaus aus den nach der Pause
deutlich gelichteten Reihen klang zunehmend nach Erleichterung. Wieder ein
Stück überstanden! Die kleine Zugabe erledigten die Sängerin und ihr treuer
Klavierbegleiter Manuel Burgueras praktischerweise fast ungefragt und gleich an
Ort und Stelle ohne Umweg über den Zwischenabtritt von der Bühne. Dass die
Tagesheldin des Hustens von Teilen des Publikums dann doch mit Beifall im
Stehen verabschiedet wurde, nahm sie selbst mit fast ungläubigem Staunen hin:
So lieb habt ihr mich – trotz dieses ziemlichen Trauerspiels?
Ärgerlich, dass der Veranstalter es
nicht für nötig befand, das Publikum am Eingang auf die zu erwartenden
Stimmprobleme hinzuweisen, sodass jeder Besucher die Möglichkeit gehabt hätte,
gegebenenfalls die Karte zurückzugeben. Und falls man die Sängerin vor sich
selbst schützen wollte, aber nicht konnte, weil sie partout rauswollte auf die
Bühne: Eine charmant um Nachsicht bittende Ansage vorweg hätte nicht geschadet.
Montserrat Caballé bat schließlich selbst um Entschuldigung. So demontiert man
eine Künstlerin.
Sie wolle singen bis an ihr Lebensende, hat Montserrat Caballé
gerade in einem Interview gesagt. Unbedingt. Nur muss es ja nicht bis zum
letzten Tag auf der großen Bühne sein.
28
28.09.2010
Oldenburg
Weser-Ems-Halle
Oldenburg, 28
Oldenburg, 28. Sept. 2010
Große
Sängerin ohne Allüren
Wenn Montserrat Caballé dem stehend
dargebrachten Beifall in Oldenburg mit einem blitzend herzlichen Lächeln
begegnet, wird deutlich, warum die große Stimme des vorigen Jahrhunderts immer
noch den größten Teil des Jahres von Konzertsaal zu Konzertsaal unterwegs ist.
„Du musst auf der Bühne glücklich sein“, lautet ihr musikalisches
Glaubensbekenntnis. Das ist in der Weser-Ems-Halle zu spüren – aber auch, dass
dieses lebenslange Glück seinen Lohn einfordert.
Seit 55 Jahren gehört der Caballé die Bühne,
zwei Jahre am Beginn ihrer Karriere auch die in Bremen. Wer sich so lange
zwischen New York, Mailand, Wien, Moskau, London oder Buenos Aires derart
heimisch fühlt wie auf dem Hof der Familie in den Pyrenäen, muss neben den
musikalischen hohe menschliche Qualitäten besitzen. Sie bestehen vor allem in
ihrer Natürlichkeit, in ihrer einnehmenden Herzlichkeit, in ihrer
überspringenden Lebensfröhlichkeit trotz der gesundheitlichen Bedrängnis durch
77 Lebensjahre.
Wenn Maria Callas sie einst zu ihrer Nachfolgerin ausgerufen hat, dann hat sie
diese Vorgabe gerade in ihrer Persönlichkeit nicht erfüllt. Sie ist nie eine
Diva geworden, reich an Allüren wie die Callas.
Die Freude, die legendäre Sopranistin immer
noch erleben zu dürfen, bleibt nicht mehr unbedeckt von der Traurigkeit über
natürliches Vergehen. Arien von Vivaldi, Donizetti, Bellini, Rossini oder
Leoncavallo enthält ihr Programm, dazu folkloristisch geprägte Piècen von
Barbieri bis Gimenez, und als Zugabe unsterblichen Puccini.
Sie sind sehr geschickt gewählt, weil die
Flächigkeit der Stimme weniger ins Gewicht fällt, weil die Caballé hier die
Gefühle ruhig und in gemessenem Tempo entwickeln kann, ehe sie Aufschwünge
ansteuert, für die eine kurze dramatische Zielkraft reicht.
Zur Seite steht ihr Manuel Burgueras, ein
ungemein einfühlsamer Pianist, der seit fast zwei Jahrzehnten empfindsam wie
ein Seismograph zwischen Höhen und Tiefen seiner Partnerin auszutarieren
vermag.
Und wenn die Caballé sich dann einmal eine
Pause gönnt, darf er mit Joaqin Turinas „Ayes de Preámbulo” seine hohe
Differenzierungskunst und Noblesse zeigen.
Doch ungetrübt bleibt kaum ein Entzücken.
Selten etwa zaubert die Stimme noch jene Pianissimi mit der für sie zu einem
Markenzeichen gewordenen reinen Kopfresonanz heran. Im tieferen Register
schwindet die Tragfähigkeit, und manches Forte in der Höhe bricht unvermittelt
herein. Und Unfertigkeiten, die jede der ganz Großen auch zu Glanzzeiten hatte,
sind nicht mehr zu verstecken. Bei Montserrat Caballé war das wohl die
Ungenauigkeit von Koloraturen.
So nimmt man die Frage mit nach Hause; Wie viel
empfindliche Gegenwart verträgt eine sensible große Geschichte, die so viele
Menschen beglückt hat?
09
09.09.2010
Hamburg
Kehrwieder-Theater – MEDIA-Privatgala
mit MONTSERRAT MARTÍ
Hamburg – 10/09/2010
Hamburg – 10/09/2010
Diven im Duett: Montserrat Caballé tritt
mit Tochter auf
Am Donnerstagabend brillierte Weltstar Montserrat Caballé
und ihre Tochter Montserrat Martí bei der Media-Gala in der Speicherstadt.
Sie fühlt sich den norddeutschen Städten
mehr verbunden als sonst ein internationaler Klassik-Star: Montserrat Caballé.
Die katalanische Operndiva war als junge Sängerin am Bremer Stadttheater
engagiert, gab in den 80er Jahren Arien- und Liederabende, frenetisch gefeiert,
in der Hamburgischen Staatsoper. „Ich bin doch Norddeutsche“, sagte Caballé vor
einigen Jahren in einem Interview zu ihrem 70. Geburtstag, den sie in Hamburg
feierte. Ebenso debütierte hier Montserrat Martí, eine Kollegin und Tochter.
Gestern Abend trat die Caballé gemeinsam mit ihr bei der
NBRZ (Nielsen Ballungsraum Zeitungen) Media Gala im Kehrwieder-Theater auf.
Wie ehrgeizig die 77 Jahre alte Primadonna
ist, zeigt ihre aktuelle Situation: Trotz einer schmerzhaften Knöchelverletzung
ließ sie es sich nicht nehmen, bei der Privatgala aufzutreten. Zwei Spritzen
bei einem Arzt in ihrer Heimatstadt Barcelona ließen die Sopranistin wirken,
als sei nichts geschehen. Nur eines. Als sie die Bühne betritt, sagt sie auf
Deutsch zum Publikum: “Ich habe mir die Sehne im Fuß gerissen. Deshalb bin ich
in Pantoffeln da.“
Warm und klar singt sie die Habanera aus
„Carmen“, Stücke aus der Oper „La Bohème“. Vier weitere Lieder singt das Duo,
dann auch Montserrat Martí – zärtlich von ihrer Mutter „Montsita“ – genannt,
drei allein. Danach gibt der bekennende Fußballfan Caballé noch ein Geheimnis
preis: Iker Casillas, Torwart der spanischen Nationalmannschaft, habe es ihr
angetan.
Nicht nur optisch harmonieren die
stimmgewaltigen Spanierinnen, das Publikum ist hingerissen, nicht erst, als die
beiden das „Ave Maria“ von Mascagni geben. Für Caballé ein Genuss, mit ihrer
„kleinen“ Tochter aufzutreten. Die „Primadonna der leisen Töne“ bezeichnet sich
selbst als privilegierten Familienmenschen. Seit mehr als 40 Jahren ist sie mit
dem Tenor Bernabé Martí verheiratet, ihr Bruder begleitet sie als ihr
Impresario, die Nichte erledigt allen Papierkram unterwegs.
Zudem war der Weg Caballé’s auf die
geschichtsträchtigen Bühnen der Weltmetropolen nicht leicht, vielmehr musste
sie kämpfen. Die Familie verarmte im Spanischen Bürgerkrieg, die 1933 geborene
Caballé wurde in der Schule zur Außenseiterin, musste in einer
Taschentuchfabrik arbeiten. Und auch ihren internationalen Durchbruch im Jahr
1965 schaffte sie erst nach zehn Jahren. Da debütierte sie unerwartet in der
New Yorker Carnegie Hall, als sie anstelle der amerikanischen Mezzo-Sopranistin
Marilyn Horne die Hauptrolle in Donizettis Oper „Lucrezia Borgia“ übernahm –
und der Beifall nicht enden wollte. Ein Umstand, der sich bis heute keineswegs
geändert hat.
02
02.09.2010
Gijon
Laboral ciudad de la cultura
Mit
MONTSERRAT MARTÍ
03
03.09.2010
Un dueto
de divas en la Laboral
1.200 personas se rindieron al talento de Montserrat
Caballé y de su hija.Las dos intérpretes intercalaron ópera y zarzuela.
Son las 22:00 horas. El teatro de la Laboral se vuelve mudo. Es el momento
de que comience el espectáculo. Tras la tensa espera, Montserrat Caballé y su
hija, Montserrat Martín hacen aparición en el escenario. Así arrancó una de las
actuaciones más deseadas y esperadas por los amantes de la ópera y la zarzuela.
Ambos géneros se entremezclaron para el deleite de los algo más de 1.200
espectadores presentes en la cita.
Considerada
unánimemente como una de las grandes divas de la lírica mundial, y venerada por
los amantes de la ópera gracias a sus interpretaciones de los grandes
personajes femeninos, Montserrat Caballé es una de esas artistas privilegiadas
que hace tiempo pasó a la historia del bel canto con letras de oro y por
méritos propios. . No era la primera vez que la artista pisaba
Gijón ya que en 2006 actuó en el Teatro Jovellanos.
En el caso de la descendiente, sus primeros pasos hacia el arte nada hacían
presagiar su incursión y éxito en el mundo de la ópera ya que un principio le
atraía más el ballet, disciplina que estudió con la célebre Maya Plisetskaya.
Posteriormente decidió compatibilizar esta actividad con los estudios de música
y canto. Su bautismo de fuego como cantante de ópera tuvo lugar en la
Staatsoper de Hamburgo, en febrero del 98, interpretando el papel de Zerlina en
Don Giovanni de Mozart. Un clamor de la prensa alemana la elevó hasta lo
más alto del triunfo en el difícil mundo de la ópera. Tras ese punto de
inflexión, Monserrat Martín no dejó de cosechar éxitos.
El espectáculo musical estuvo divido en dos partes y acompañado en todo
momento por la Orquesta Sinfónica Suite Ibérica. Tras la Overture de Carmen de
Bizet, la artista catalana arrancó con un solo titulado Quand je vous
imerai? de la Habanera de Carmen que causó verdadero furor entre el
auditorio. Posteriormente el protagonismo lo tomó su hija Montserrat Martín con
una pieza de Romeo y Julieta titulada Je veux vivre . Tras un inciso
llegó la segunda parte donde los solos y los duetos volvieron a predominar con
una apertura y un cierre comandado por las dos artistas.
07
07.08.2010
Jaroměřice
nad Rokytnou – Tschechische Republik
Peter Dvorský – Internationales
Musikfestival - Schlossgarten
Mit Peter
Dvorský, Jaroslav Dvorský und Montserrat Martí; BohuslavMartinů
Philharmonie – Dirigent: José Collado
Am Samstag , den 7
Am Samstag , den 7. August fand das
Eröffnungskonzert des Peter Dvorsky Music Festival statt, bei dem die
Sopranistinnen Montserrat Caballé und Montserrat Martí auftraten.
Als erster Star des Abends sang Peter Dvorsky,
gefolgt von einem ausgezeichneten Intermezzo aus Cavalleria Rusticana. Endlosen
Applaus gab es, als Montserrat Caballé mit einem weinroten Kleid auf die Bühne
kam. Ihre Stimme klingt zwar jetzt nicht mehr so jung wie früher , aber sie
strahlt noch immer viel Charme aus und ist eine echte große Dame.
Das Publikum war auch begeistert von
Montserrat Martí, der Tochter von Montserrat Caballé, die nicht im Programm
oder als Gast des Konzertes angekündigt war. Die Begeisterung des Publikums war
auch groß, als die beiden Sängerinnen im Duett sangen.
Es war ein wunderbarer Abend mit einem
gelungenen Konzert.
02
02.07.2010
Potsdam
Stadtwerke-Festival
Mit MONTSERRAT MARTÍ; Philharmonie
der Nationen, unter Leitung von Justus Frantz
Potsdam, 02/07/2010
Potsdam, 02/07/2010
Potsdamer Stadtwerke-Festival
„Sie lieben Musik“, sagte die Operndiva
Montserrat Caballé zu den Gästen des 10. Potsdamer Stadtwerke-Festivals am
Freitagabend und meinte damit nicht nur die Gäste, sondern eher die bei
Nachttemperaturen von 25 Grad, zur Plage gewordenen Mücken. Im Rahmen ihrer
Jubiläumstournee sang Montserrat Caballé mit ihrer Tochter Montserrat Martí vor
10.000den begeisterten Zuschauerinnen und Zuschauer unter der musikalischen
Leitung von Justus Frantz. Dieses Jahr feiert die große spanische Sopranistin
ihr 50-jährigesBühnenjubiläum in
Deutschland.
POTSDAM – 02/07/2010
Potsdam – 02/07/2010
Montserrat und die Moskitos
Tausende Menschen beim Klassik-Open Air mit
Starparade im Neuen Lustgarten
Waldbühnenatmosphäre im Neuen Lustgarten:
Die Menschenmengen waren nicht mehr zu überschauen, die sich Freitagabend zum
Auftakt des dreitägigen Stadtwerke-Festivals zum Klassik-Open-Air auf der
großen Freifläche im Herzen der Stadt eingefunden hatten. Die meisten der
tausenden Stühle waren vor Beginn bereits besetzt. Auf der langen Treppe zum
Marstall hin standen die Leute dicht gedrängt oder sie bevölkerten Grünflächen
und Bänke am Rande. Ein reichliches Angebot unterschiedlichster Leckereien und
die dazugehörenden Getränke sorgten bei all denjenigen, die sich nicht selbst
versorgt hatten, fürs leibliche Wohl, und so bekam das Ganze echten
Partycharakter.Am zugkräftigsten für dieses Freilufttreffen waren natürlich die
Operndiven Montserrat Caballé und ihre Tochter Montserrat Marti, auf die das
Publikum aber lange zu warten hatte.
Den großen ersten Teil bestritten andere
Künstler, doch war davon keiner zweite Wahl. Da traten zuallererst Justus
Franz, der Initiator und langjährige Leiter des
Schleswig-Holstein-Musikfestival, und sein Orchester, die Philharmonie der
Nationen, in vorteilhafteste Erscheinung. Sowohl die Rossini-Operneinleitung,
ein Slawischer Tanz von Dvorak, der Triumphmarsch aus Verdis „Aida“ oder die
spektakuläre, mit echten Kanonenböllern gespickte „Ouvertüre 1812“ von Peter
Tschaikowski erstrahlten in hochsommerlichem Glanz – musikalisch sicher
ausgeleuchtet und spielfreudig umgesetzt.Der in Potsdam geborene Tenor Marco
Jentzsch zeigte sich als „Stimme mit Zukunft“. Webers Arie des Max aus der
deutschen Nationaloper „Der Freischütz“, eine süße Lehar-Melodie sowie die
dramatische Gestaltung der Puccini-Arie aus der Oper „Turandot“ hatte er
ausgewählt. Jentzsch beherrschte die gesamte Spannbreite und das mit lyrisch
angenehm getönter Stimme.Ein weiterer hoffnungsvoller Nachwuchsstar trat in
Gestalt von Mark Ehrenfried auf. Das Markenzeichen dieses Pianisten und
Preisträgers des Steinway-Klavierwettbewerb besteht in den Stil verbindenden
Interpretationen. Der 3. Satz aus Mozarts A-Dur Klaviersonate „Alla turca“ und Johann
Strauß’ „Tritsch Tratsch Polka“ erweiterte er zeitgemäß rhythmisch und
akkordisch, so dass völlig neue Werke entstanden, die dennoch sehr vertraut
wirkten.Den zweiten Konzertteil eröffneten die Philharmoniker um Justus Franz
mit der Ouvertüre zu Jaques Offenbachs Operette „Orpheus in der Unterwelt“.
Dann erschienen endlich die lang erwarteten
Opernsterne passend zum aufziehenden Nachthimmel. Im Duett erklang Offenbachs
berühmte „Barcarole“ und einzeln im steten Wechsel folgten Arien aus Bizets
Oper „Carmen“ und Puccinis „La Boheme“. Beide zu erleben war für Potsdam ein
Höhepunkt und es war beruhigend zu sehen, dass die Gesangskenntnisse der Mutter
sehr erfolgreich auf die Tochter vererbt wurden. Der Moderator des Abends,
Holger Wemhoff vom Klassik-Radio, interviewte die Grand Dame des
Gesangstheaters. Dabei wirkte besonders das Lachen Montserrat Caballés echt
ansteckend und ihre Klage über die „Moskitos“, die sich trotz Mückensprays wie
magisch vom Bühnenlicht angezogen fühlten, traf auf tiefstes Verständnis. Mit
vier volkstümlichen spanischen Gesängen, den Zarzuelas, verabschiedeten sich zu
bereits später Stunde die Sängerinnen vom Potsdamer Publikum. Das war ein
glänzender Auftakt für das Drei-Tage- Fest.
14
22.04.2010
München
Philharmonie im Gasteig
Piano: Manuel Burgueras
München - 24/04/2010 – SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
München - 24/04/2010 – SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
Groß und herzlich
Sopranistin Montserrat Caballé beeindruckt in München
Was aber sollte und konnte man
musikalisch erwarten von einem Abend, an dem sich eine Legende, eine lebendig
gebliebene Epoche, zur Schau stellte? Montserrat Caballé hat diese Frage bei
ihrem Soloabend in der Münchner Philharmonie - begleitet vom Pianisten Manuel
Burgueras - mit Ruhe, künstlerischer Akribie, Großmut und Ausdauer beantwortet.
Zunächst mit Antonio Vivaldis "Un certo non so che" aus der Oper
"Arsilda, Regina di Ponto", worin sie leidenschaftliche Trauer mit
der ihr typischen Nachdrücklichkeit formulierte - da sind dann auch
intonatorische Verschleifungen und klangliche Brüche erlaubt oder gar geboten -
bei der Caballé denkt man meist Letzteres. Denn obwohl ihre Stimme trotz
zunehmend behutsamer zu erringender technischer Leichtigkeit einen nahezu
jugendlichen Schmelz bewahrt hat, würde man bei ihr doch auf alles verzichten,
außer: ihre unnachahmliche Gefühlskraft in jedem Ton, in jeder Silbe, in jeder
kleinen Verzierung. Da kommt nicht mehr alles wie von selbst - Gaetano
Donizettis "Malvina-Szene" zeigt dies deutlich, aber es hat eine ganz
eigene Dramatik, Brüchigkeit, Tragik. Und immer: emotionale Tiefe. Wenn man wie
die Caballé das Glück hat, eine so große und glamouröse Stimme halten und in
Würde auch dem Publikum erhalten zu können, muss man wohl mit jener Ruhe und
Gelassenheit auch an die schwierigeren Arien herangehen - von Bellini, Rossini,
Catalani, Leoncavallo, aber auch die vor allem spanisch kolorierten von Joaquín
Turina, Jerãnimo Giménez y Bellido, Manuel Fernándes Caballero, Simeãn José
Serrano und Ruperto Chapí y Lorente.
Das Münchner Publikum, das keineswegs
nur aus unkritischen Fans bestand, goutierte sehr wohl Caballés künstlerischen
wie persönlichen Charme. Denn das, worauf es bei einem großen Sänger ankommt,
bringt die Caballé nach wie vor zu hundert Prozent: persönlicher Ausdruck oder
auch ehrlicher Ausdruck der Persönlichkeit, und darin der Mut zum Äußersten.
Montserrat Caballé hat natürlich - wie viele große Musiker - einen
entscheidenden Vorteil: Sie mag ihr Publikum, sie ist eine Diva mit großem
Herzen und unerwarteter Herzlichkeit. Aber selbst in rein stimmtechnischen und
gestalterischen Details kann die nachfolgende Sängergeneration noch vieles von
dieser Jahrhundertsängerin abschauen.
HELMUT MAURÓ
14
14.02.2010
Berlin
Philharmonie
Piano: Manuel Burgueras
Berlin, 14/02/2010
Berlin, 14/02/2010
Leise, leise: Montserrat Caballé feiert „50
Jahre in Deutschland“
Das Haar schwarz wie Ebenholz, das Bühnenkleid glitzernd wie die gestirnte
Nacht – so betritt Montserrat Caballé das Podium, gestützt auf ihren treuen
Begleiter und sensiblen Pianisten Manuel Burgueras. Ihr Gang ist schwer: Das
Knie sei es, geplagt von wetterbedingt umständlicher Anreise. Das schildert
sie, nachdem sie am Ende des Programms die Schuhe ausgezogen hat.
Verständnisinniger Beifall der Fans. Erleichterten Fußes macht sie sich an die
Zugaben, ohne die Bühne zwischenzeitlich zu verlassen. Das Gehen fällt ihr
heute am schwersten.
76 Jahre und ein bisschen leise: Dieses Singen wird von großer Vergangenheit
getragen, die ihren Höhepunkt vor 40 Jahren fand; Belcanto-Queen, die Norma,
aber auch „Figaro“-Gräfin und Isolde. Die Weltkarriere, 1965 mit Lucretia
Borgia an der Met eröffnet, scheint sich der scheinbaren Unsterblichkeit einer
Emilia Marty anzunähern. „50 Jahre in Deutschland“ feiert sie nun in der
Philharmonie, die „ausverkauft“ ist, obwohl die hinteren Blöcke H und K leer
bleiben. Bei einem Gesangsrecital ist es nicht unvernünftig, dem Star den
Rücken frei zu halten.
Was sie singt, sind Preziosen, die als kleine Dinge entzücken, Vivaldi, eine
Bellini-Arie mit inniger Melodie, eine dramatische Szene von Donizetti, ein
Opernstück von Nicolai. Und zum zweiten Teil, wenn die Zarzuelas nahen,
erscheint sie umgekleidet in weinrot Spanischem, so dass sie an ihre einstige
Königin im „Don Carlo“ erinnert. In der vokalen Andeutung zeigt sich die
Meisterin wie in ihrer Musikalität. Sie hat die Erfahrung, wenig stimmliche
Risiken einzugehen, tremoliert daher relativ selten, trotzdem ist die
Intonation nicht nur in den Höhen alles andere als stabil. Die Schlüsse der
Gesänge geraten ins Irgendwo.
Es ist ein Konzert jenseits aller Norm. Aber manchmal blitzt ein Glockenton
auf, ein Pianissimo, eine kleine Phrase, ein Parlando, die sagen: So war einmal
Montserrat Caballé.
05
05.02.2010
Zürich
Tonhalle
30
30.01
2010
Düsseldorf
Tonhalle
Düsseldorf, 30/01/2010
Düsseldorf, 30/01/2010
Montserrat Caballés Schwanengesang am
30.1.2010 in der Tonhalle in Düsseldorf
Die legendäre Operndiva und wohl die meist geliebte Sopranistin
der Welt, gastiert, anlässlich ihres 75. Geburtstages, mit einem Gala-Konzert
in der Tonhalle.
In ihrem Alter sind die meisten Opernstars längst im Ruhestand. Die Sopranistin
Montserrat Caballé denkt an ihrem 75. Geburtstag noch lange nicht ans Aufhören.
„Sie braucht das Singen zum Leben”,
sagt sie, startet mit einer Tournee durch Deutschland und feiert damit ihr
50-jähriges Bühnenjubiläum.
Ihr Leben gleicht einem Märchen. Die in Barcelona geborene Katalanin, stammt
aus bescheidenen Verhältnissen. Sie musste schon früh die Schule verlassen, um
als Näherin zum Familienunterhalt beizutragen.
Danach begann eine außergewöhnliche Karriere.
Nach der Ausbildung am Conservatorio del Liceo in Barcelona und festen
Engagements in den Opernhäusern Basel, Bremen, Mexiko City und Barcelona
schaffte sie 1965 in der New Yorker Carnegie Hall ihren Durchbruch, als sie für
die erkrankte Marilyn Horne einsprang. Ein”neuer Star” war geboren.
In den Folgejahren gastierte sie an nahezu allen bedeutenden Opernhäusern der
Welt, u.a. Mailänder Scala, Hamburger Staatsoper, Londoner Covent Garden, u.a.
Es entwickelte sich eine beispiellose Weltkarriere.
Dem Millionenpublikum aber wurde sie bekannt, als sie 1987 zusammen mit „Queen”
- Legende Freddie Mercury ein Album mit Duetten herausbrachte und 1992 mit ihm
die olympischen Spiele in Barcelona eröffnete.
Ihre Größe lag in erster Linie in ihren stimmlichen Qualitäten begründet, denn
sie war aufgrund einer geradezu perfekten Technik im Besitz einer der schönsten
Stimmen in der Geschichte des Gesangs.
Im ersten Teil dieses Abends sang sie Arien und Lieder von
Vivaldi, Donizetti, Bellini, Rossini und Catalani.
Ein schönes Programm auf das man sich freuen konnte.
Doch die Vorfreude erlitt dann einen Dämpfer.
Einige kritische Anmerkungen seien hier erlaubt. Bewundernswürdig zwar ihre
Musikalität und ihr makelloses technisches Fundament, doch die Stimme wirkte
zunächst noch matt, hatte anfangs Schwierigkeiten, die Höhen technisch in den
Griff zu bekommen, man hatte das Gefühl sie markiere und somit blieb sie
manchen Stücken einiges schuldig.
Das ihre Stimme heute, 50 Jahre nach ihrem Carnegie-Debüt, nicht mehr von
derselben makellosen Schönheit ist, dürfte wohl niemand im ausverkauften Haus
überrascht haben.
Nach der Pause folgten Arien und Lieder von Nicolai,
Leoncavallo, Turina und 4 Zarzuelas von Gimenez, Caballero, Serrano und
Lorente.
Zarzuela ist eine Bezeichnung für eine typisch spanische Gattung
des Musiktheaters, ein Sub - Genre der Operette. Die Musik der Zarzuela lehnt
sich an die Folklore an, die Ende des 19. /Anfang 20. Jahrhunderts in Spanien
sehr populär war und auch heute noch ihre Liebhaber findet.
Großen Respekt verlangt die Leistung von Manuel Burgueras, ein Liedbegleiter,
der an diesem Abend dem verpflichtenden Anspruch ganz wunderbar gerecht wurde
und einen Löwenanteil zum musikalischen Gelingen beitrug.
Er begleitet „La Montse” schon seit 1991.
Abgesehen von einigen kritischen Anmerkungen erlebten wir einen
besonderen Abend mit einer Diva mit charismatischer Persönlichkeit.
Selbstverständlich geizte die Primadonna nicht mit Zugaben.
Montserrat Caballé wurde vom Düsseldorfer Publikum mit donnerndem Applaus und
Standing Ovations gefeiert wie ein „Lebender Mythos” .
18
18.01.2010
Chemnitz
Opernhaus
Chemnitz, Januar 2010-01-22
Chemnitz, 18. Januar 2010
Chemnitz feiert eine Operndiva
Ovationen für die katalanische Sängerin
Montserrat Caballé bei einem Galakonzert
Chemnitz. Montserrat Caballé ist eine der
bedeutendsten Sängerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie ist fröhlich, und sie weiß
zu unterhalten. Ein halbes Jahrhundert einzigartige Stimmkultur im
Belcanto-Fach verbindet sich mit ihrem Namen. Opernenthusiasten lagen ihr zu
Füßen wie die Fans von Queen, als sie mit Freddy Mercury 1988
"Barcelona" produzierte. Die großen Italiener Rossini, Donizetti und
Bellini, aber auch Verdi und Puccini wurden in ihren Interpretationen noch
größer. Von dieser Kunst, Musik mit Können und Leidenschaft zu gestalten,
überzeugte sie ihr Publikum am Montagabend im Chemnitzer Opernhaus.
Die Karten waren nur wenige Stunden nach
Bekanntwerden ihres Chemnitzer Konzerts innerhalb einer Tournee anlässlich
ihres 50-jährigen Bühnenjubiläums vergriffen, Chemnitz das einzige Konzert in
Sachsen. Um dem gewaltigen Ansturm gerecht zu werden, saßen Besucher auch auf
der Bühne. Gut so, denn eine so aufregende, emotionale Persönlichkeit gehört in
die Mitte ihres Publikums. Mit Ovationen im Stehen wurde die Sängerin am Ende
verabschiedet, ein berührendes Bekenntnis zueinander.
Dabei war der Auftakt des Konzerts, das
gegenseitige Kennenlernen, durchaus keine Leichtigkeit, kein schneller Triumph,
denn natürlich ist die Caballé nicht dieselbe wie im Zenit ihres Schaffens, die
Stimme nicht mehr von derselben überirdischen Makellosigkeit wie vor 20 oder 30
Jahren. Im 77. Lebensjahr stehend, hat sie behutsam ihr Repertoire auf ihr
heutiges Vermögen abgestimmt. Eine Auswahl an weniger bekannten Werken aus zwei
Jahrhunderten lag auf dem Pult, in der ersten Hälfte überwogend die Italiener
wie Piccini, Vivaldi, Bellini, in der zweiten Hälfte dominierten die Spanier
und die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert.
In "Wenn der Himmel mich teilt"
(Se siel mi divide) von Niccoló Piccini zum Auftakt war dieser nicht einfache
Tribut an die Zeit, kein triumphales "Hier bin ich", sondern die
Zerreißprobe, der sich die Künstlerin stellte. Sicherheit eroberte sie hörbar
Ton für Ton, und es waren warme, edle, funkelnde Töne von Edelstein. Das
Feuerwerk an Temperament, an Liebenswürdigkeit, an Innigkeit war gewonnen in
Charles Gounods "Frühlingslied" (Au printemps) , in Bellinis
"Erinnerung" und "Wenn ich in diesen Marmor ritze". Die
Caballé nimmt ihr Publikum mit in eine prächtige Welt, in der es vor Leidenschaft
glüht. Sie ist eine sinnliche, barocke Erscheinung mit einem mädchenhaften
Charme. Betört anfangs in zartvioletter Robe, im spanischen Teil schließlich -
ganz feurige Katalanierin aus Barcelona - in leidenschaftlichem Schwarz und
Rot. Glutvoll triumphierte sie mit der Musik ihrer Heimat im Volksliedton - den
ausdrucksstarken Zarzuelas von Jerónimo Giménez, dem sehnsüchtigen "Lied
der Taube" von Francisco Asenjo Barbieri. Da war sie am allerbesten - im
Bekenntnis zu Spanien. Ihr Begleiter am Klavier, Manuel Burgueras, achtete
jeden ihrer Impulse, stützte den leidenschaftlichen Star in jeder Regung
ausgezeichnet im Hintergrund.
Augenzwinkernd der Abschied, herrlich
kokett: "Das ist eine ganz kleine Arie. Ganz klein. Ganz kurz. Ganz
wenig." Das macht ihr keiner nach. Nach vier Zugaben und Ovationen war
Schluss.
15
15.01.2010
Bonn
Opernhaus
Bonn, 18
Bonn, 18.01.2010
Montserrat Caballé begeistert Bonner Publikum
Katalanische Sopranistin nimmt ihr Publikum beim Galakonzert mit
auf eine Reise durch die Liedkunst
Ihre Karriere begann, als Maria Callas mit
dem Singen aufhörte. Mitte der 60er Jahre wurde Montserrat Caballé, die jetzt
ein umjubeltes Gala-Konzert in der Bonner Oper gab, als legitime Nachfolgerin
der griechischen Primadonna assoluta aufgebaut.
Der Durchbruch gelang der katalanischen Sopranistin mit ihrem
Debüt in der New Yorker Carenegie Hall, wo sie an einem Abend im Jahre 1965 für
Marilyn Horne als Titelheldin in Donizettis "Lucrezia Borgia"
einsprang. Damals war die Caballé 32 Jahre alt, und die Stimmenfans begannen
von ihrer einzigartigen Pianokultur zu schwärmen.
Ihre Kunst, einen Ton in den höchsten Lagen leise, fast
körperlos ausklingen zu lassen, verschlug den Opern-Enthusiasten schier den
Atem. Sie selbst wollte aus guten Gründen nie den direkten Vergleich mit der
Callas. "Ich bin keine Diva", sagte sie einmal, "wenn ich auf
die Bühne gehe, bin ich einfach nur ?La Montse' und nicht mehr."
Das war jetzt auch in Bonn zu spüren. "La Montse"
wirkt in keinem Augenblick unnahbar, lässt ihren Charme spielen, plaudert und
scherzt mit dem Publikum. Dass ihr Ton heute, 45 Jahre nach ihrem
Carnegie-Debüt, nicht mehr von derselben überirdisch makellosen Schönheit ist,
dürfte wohl niemanden im ausverkauften Haus überrascht haben.
Sie selbst weiß es am besten und hat für ihr Repertoire längst
die Konsequenzen gezogen und es ihren stimmlichen Möglichkeiten angepasst. Den
Bonner Abend begann sie in ein fliederfarbenes Abendkleid gewandet mit Niccoló
Piccinis "Se il ciel mi divide", führte ihn weiter über Arien von
Antonio Vivaldi, Vincenzo Bellini, Charles Gounod und Alfredo Catalani, dessen
"Canzone egizia" den ersten Teil des Gala-Konzerts beschloss.
Ihre Stimme, die zunächst noch hörbar Schwierigkeiten hatte, die
Höhen technisch in den Griff zu bekommen, wurde immer sicherer, der Klang
wärmer und runder, vor allem in Gounods "Ni l'or ni la grandeur" aus
"Au printemps" gefiel der vokale Klang.
Caballé, die über ein immenses Repertoire verfügt, nahm ihre
Zuhörer mit auf eine Reise durch mehr als 200 Jahre Opern- und
Gesangsgeschichte, wobei der älteste Komponist der 1675 geborene
Barockkomponist Antonio Vivaldi war, der jüngste der 1882 in Sevilla geborene
Joaquín Turina. Überhaupt hatten die Spanier in der zweiten Programmhälfte das
Sagen.
Nach drei Gesängen von Ruggiero Leoncavallo, darunter die
hübsche "Chanson des jeux", konzentrierte sie sich ganz auf ihre
Heimat. Vor allem die Stücke der Zarzuela-Komponisten Jeronimo Giminéz und
Francisco Asenjo Barbieri gefielen ungemein durch die unverkrampfte Natürlichkeit,
mit der die Caballé diese Kompositionen zum Besten gab.
Vor allem Barbieris "Canción de paloma", das sie auch
gern mal als Zugabe singt, machte auf unterhaltsame Weise deutlich, dass
"La Montse" ganz besonders auch die heitere, dem Leben zugewandte Seite
der Musik liebt.
Ihr langjähriger Klavierpartner Manuel Burgueras machte seine
Sache am Steinway ausgezeichnet, spielte ausdrucksvoll, mit schönem Anschlag,
immer auf die Stimme der Caballé achtend, wobei er sich in der Begleitung des
Belcanto-Fachs genauso heimisch fühlt wie bei den spanischen Zarzuelas. Im
Zugabenteil blieb das Duo Spanien übigens treu - wenn auch mit der Arie eines
französischen Komponisten: Montserrat Caballé sang mit durchaus sinnlichem
Timbre die Habanera aus George Bizets "Carmen".
Wie sie anschließend dem begeisterten Publikum augenzwinkernd
ihre zweite Zugabe ankündigte, war ganz typisch Montserrat Caballé: "Das
ist eine ganz kleine Arie aus einer Zarzuela", sagte sie: "Ganz
klein. Ganz kurz. Ganz wenig." Das Publikum verabschiedete die große
Sängerin stehend mit Ovationen.
19/01/2010
19/01/2010
Montserrat Caballé gastiert zu einem Gala-Abend in der
Oper Bonn
Sie ist „La Superba“, wie ihre Landsleute
sie nennen, die „Grande Dame“ des Belcanto. Eine legendäre Operndiva,
ausgestattet mit einer der schönsten und vielseitigsten Sopran-Stimmen, die in
der Klassik-Welt zu finden sind. Und eben dieser Weltstar gastierte am
Freitagabend, 15.Januar, zu einer Galaveranstaltung in der Oper Bonn:
Montserrat Caballé!
Sie ist bekannt, beliebt und verehrt. Mit fast 4000 Auftritten ist Montserrat
Caballé eine der aktivsten Sängerinnen der Operngeschichte. Ihr Repertoire umfasst
mehr als 90 Opernrollen und Hunderte von Liedern, Opernpartien und Kunstliedern
aus sämtlichen Ländern und Epochen ebenso wie auch Barock- oder sogar populäre
Musik. In einer knapp zweistündigen Gala präsentierte die Künstlerin nun in der
Oper Bonn einen kleinen Auszug aus ihrem Opernrepertoire.
Es umfasste alle großen italienischen und spanischen Komponisten, von Piccini
und Vivaldi über Bellini, Catalani und Leoncavallo bis hin zu Turina, Giménez
und Berbieri. Gounod als Vertreter der französischen Komponisten-Riege machte
schließlich die Runde durch die romanischsprachigen Opern-Arien perfekt.
Vom Rad der Zeit war nichts zu spüren
Vorgetragen wurde sie, wie man es von der Katalanin gewohnt ist, in tadelloser
Form: stimmlich wie technisch einwandfrei. Scheinbar mühelos gelingen ihr die
höchst diffizilen Messa die Voci ebenso wie die signifikanten Koloraturen, bei
denen sie den Umfang ihrer Stimme ganz im typischen Belcanto-Stil bis zur
Grenze des Möglichen ausreizte.
Man bedenke: „La Superba“ wird dieses Jahr 77! Andere Opernsänger befinden sich
in diesem Alter längst im wohlverdienten Ruhestand, Montserrat Caballé jedoch
steht anmutig wie eh und je auf der Bühne und frönt mit absoluter Virtuosität ihrer
Leidenschaft.
Natürlich ist die Zeit auch an ihr nicht spurlos vorbeigegangen. Sie betritt
die Bühne nicht mehr so anmutig wie 1965, als mit der Rolle der „Lucrezia
Borgia“ in der New Yorker Carnegie Hall ihre einzigartige Weltkarriere begann,
sondern stets gestützt durch ihren langjährigen Pianisten Manuel Burgueras.
Doch ihre Ausstrahlungskraft hat nichts eingebüßt, sie erhellt noch immer den
ganzen Raum. Sie wirkt älter, aber lebendig und nach wie vor einnehmend.
Die Stimme weiß Caballé noch immer makellos zu beherrschen: kraftvoll und
voluminös ertönte sie auch an diesem Abend wieder. Gefühlvoll trug sie
ergreifende Melodien vor, je länger die Stücke dauerten, desto mehr schien sie
sich in die Emotionen hineinzusteigern. Die Crescendi vollzogen sich
durchgängig harmonisch und mündeten wie eh und je in höchsten Tonlagen von
einzigartiger Virtuosität.
In gleicher Vollendung erlebte das Publikum die von mediterranem Flair
geprägten spanischen Werke, mit scheinbar spielerischer Einfachheit überwand Caballé
die teils heiklen Koloraturen. Und fand die Arie schließlich seinen
Schlussakkord, erklang es wie ein „Olé“ und die Künstlerin freute sich selbst
ob der gelungenen Interpretation.
Ein lebender Mythos
Das Publikum bedankte sich mit stehenden Ovationen, drei Zugaben mussten
gegeben werden. Darunter mit „Habanera: L'amour est un oiseau“ ein Klassiker
aus Bizets „Carmen“ sowie ein Stück aus Madrid, welches „eigentlich getanzt
wird“, wie die Sängerin mitteilte, jedoch im gleichen Atemzug schmunzelnd hinzufügte,
dass sie selbst nun eher nicht tanzen werden. Man vergab ihr gerne ob des
charmanten Lächelns.
Es ist genau dieser Charme, der neben ihrer einzigartigen Stimme das Publikum
gefangen nimmt und dem man sich nur schwerlich entziehen kann. Sie erscheint
herzlich, gütig und ausgeglichen, kurz: menschlich. Es bringt sie nicht aus der
Ruhe, wenn der Pianist, wie an diesem Abend, mitten im Programm die falschen
Noten dabei hat und sie kurzerhand ihre hergibt. Da ist keine Spur von „La
Diva“. „Wenn ich auf die Bühne gehe, bin ich einfach nur 'La Montse' und nicht
mehr“ sagte sie einst selbst.
„Ich brauche das Singen zum Leben“, betont Montserrat Caballé gern. Nach diesem
Abend vermag man wahrlich nicht an dieser Aussage zu zweifeln. Sie ist nicht
einfach nur ein Teil der Oper, sie lebt sie.
„Sie dürfen Teil eines Mythos sein“ rief Klaus Weise, Generalintendant des
Theater Bonn, dem Publikum während des Applauses zu. Er hat nur zu recht.