Am 23. Juni: Classic
Open Air auf dem Kastanienplatz
Rostock (OZ) Sie
singt seit Jahrzehnten mit betörend schöner Stimme. Ihr gehauchtes,
unwiderstehliches Pianissimo–ein Markenzeichen, das sie berühmt gemacht
hat, überwältigt das Publikum. Sie gewinnt die Herzen der Zuhörer mit launigen
Bemerkungen übers Wetter, mit ironischen Sprüchen über ihr Alter und ihren
Gesang. Die OSTSEE-ZEITUNG sprach mit der Ausnahme-Sopranistin Montserrat
Caballe.
OSTSEE-ZEITUNG: Sie
kommen am 23. Juni nicht das erste Mal nach Rostock. Welche Erinnerungen haben
Sie?
Montserrat Caballe:
Ich habe bereits 1958 ein Konzert mit dem Opernhaus Bremen in Rostock gegeben.
Die Rostocker waren sehr nett. Sie schenkten mir damals eine wunderschöne Vase,
die ich noch heute habe. Leider ging sie kaputt. Aber ich habe sie geklebt, und
sie steht in meinem Studio.
OZ: Worauf kann sich
das Publikum im Juni freuen?
Caballe: Ich werde
mit dem großen Tenor Oscar Marin auftreten. Wir erarbeiten gerade das Programm.
OZ: Sind
Open-air-Konzerte wie auf dem Rostocker Kastanienplatz eher die Ausnahme?
Caballe: Nein.
Bereits vor 30 Jahren habe ich in New York mein erstes Open-air-Konzert
gegeben.
OZ: Haben Sie
Familie?
Caballe: Ich bin
verheiratet, habe einen 32-jährigen Sohn und eine 28-jährige Tochter. Mit ihr
habe ich auch gesungen. Anfangs hatten wir Angst. Die Leute waren begeistert,
uns auf der Bühne zu erleben. Es hat uns viel Freude gemacht.
OZ: Was machen Sie,
wenn die Stimme versagt?
Caballe:
Normalerweise sage ich den Auftritt ab. Aber es kam vor, dass das Veranstalter
nicht akzeptierten. Dann musste ich mit 90 Prozent singen.
OZ: Wie lange werden
Sie im Juni in Rostock sein?
Caballe: Drei Tage.
Einer geht schon für die Probe drauf.
OZ: Sie sind
Tierfreundin?
Caballe: Ich liebe
Hunde und habe zwei eigene. Einen Terrier und einen größeren Mischling.
OZ: Gehen die Vierbeiner
mit Ihnen auf Tournee?
Caballe: Nein. Die
heulen mit, wenn ich zu Hause singe.
OZ: Wer hat Sie
entdeckt?
Caballe: Es dauerte
einige Jahre. Dank eines Förderers konnte ich in meiner Heimatstadt Barcelona
studieren. Das erste professionelle Engagement war 1955 in der weiblichen
Hauptrolle von Giovanni Battista Pergolesis La Serva Padrona. Anschließend war
ich an Theatern in Basel und Bremen engagiert.
Ein breiteres
Publikum erreichte ich mit dem verstorbenen Freddie Mercury.
16/03/2000 – Madrid (Europa-Press)
16/03/2000 – Madrid (Europa-Press)
Montserrat Caballé:
"Después de unos diez o doce días, creo que ya podré
empezar a hacer gorgoritos"
Tras nueve días recuperándose de una
bronquitis, Montserrat Caballé pudo por fin abandonar la Clínica Tecknon de
Barcelona. La internacional soprano catalana dejó el
centro hospitalario acompañada de su esposo, Bernabé Martí, y de su sobrina
Montserrat, en quien la cantante ha encontrado a su secretaria perfecta.
Muy animada, con una gran sonrisa y
llevándose una flor como recuerdo de los muchos ramos que le han enviado sus
admiradores, Montserrat dejó atrás su ingreso para proseguir con la
recuperación en casa rodeada de los suyos.
La soprano lucía muy buen aspecto, aunque
aún le costaba un poco respirar. Al abandonar la clínica, Caballé comentó que
sus días en el hospital habían transcurrido algo más amenos gracias a la
presencia de Terenci Moix, gran amigo suyo, en el mismo centro y sólo una
habitación por encima de la suya.
A pesar de que sus respectivos problemas respiratorios
les impidieron encontrarse, la soprano y el escritor mantenían contacto
telefónico todos los días hasta que Montserrat pudo marcharse a casa.
Montserrat, ?cómo se encuentra?
"Bien, aunque aún estoy convaleciente. En cuanto esté bien empezaré a
trabajar porque me esperan muchos contratos, todos en Europa hasta el verano. Después,
ya me voy a Sudamérica".
?Piensa retirarse a algún sitio para pasar estos días de convalecencia?
"Mejor me iré al Pirineo, a Andorra, porque necesito unos días de aire
de montaña. Estoy muy contenta de cómo ha ido todo porque, como decían los
médicos, era una cosa que parecía una tontería pero, en realidad, era muy
persistente. Ha sido una bronquitis fuerte".
?Ha sido un susto inesperado?
"Yo nunca había tenido nada parecido. Como todo el mundo, había tenido
la gripe, resfriados y afonías, pero nunca había tenido una enfermedad
bronquial. Era una cosa nueva e imprevista, desconocida para mí".
?Qué le han recomendado los médicos a partir de ahora?
"Tengo que continuar por unos diez o doce días con la medicación. Después,
creo yo, que ya podré empezar a hacer gorgoritos. Después de unos días,
ya puedo hablar y me puedo reír sin que me venga la tos".
?Cuántos días lleva sin poder cantar?
"Casi tres semanas. ¡Menos mal que me dio tiempo a acabar mi último
disco antes de ponerme enferma! Es un disco que se llamará "Flores del
2000" y es muy hermoso".
?Ha pensado ahora en ralentizar un poco el ritmo de trabajo?
"No. Los contratos son los contratos, pero sí voy a tomarme unos días
de descanso, que es lo que me han recomendado los médicos".
?Se ha encontrado con Terenci Moix en algún momento de su estancia aquí?
"Hemos hablado mucho. Hemos quedado que cuando yo venga a visitarme la
próxima vez, subiré a darle un beso. Él también está ya mucho mejor y muy
animado. Hemos hablado cada día por teléfono y cambiábamos impresiones".
April 2000 - Focus
April 2000 - Focus
MONTSERRATCABALLÉ
»In mir klingt ein Lied«
Nach
Cross-over-Ausflügen präsentiert Montserrat Caballé ihre neue CD "In mir
klingt ein Lied". Darauf finden sich musikalische Klassiker, wie Verdis
Gefangenenchor, aber auch Raritäten und Ungewöhnliches, beispielsweise die
Lieblings-Zugabe der Caballé, das Schweizer Volkslied "G'sätzli".
Im
FOCUS-Online-Interview spricht die Künstlerin über ihre neue CD, den kommenden
"Carreras", über ihren Glauben, ihre Rolle als
UNO-Friedensbotschafterin und über ihre eigenen Anfänge in Deutschland. Das
Interview wurde übrigens auf Deutsch geführt.
FOCUS Online: Frau
Caballé, welches ist für Sie das wichtigste Stück auf "In mir klingt ein
Lied"?
Montserrat Caballé:
Den "Gefangenenchor" aus Nabucco wollte ich immer schon einmal auf
einer meiner CDs haben, das war ein lang gehegter Wunsch. Zwar hat man mir
mehrmals neuere Versionen vorgeschlagen, aber ich wollte ihn immer genau so
aufnehmen, wie Verdi ihn geschrieben hat. Alle diese Pianissimi, Portamenti,
das Legato, das Diminuendo. So wie die großen Chöre der Welt es gesungen haben,
wenn auch nicht alle Interpretationen gut waren.
FOL: Welche
Interpretation des Gefangenenchores ist denn ihrer Meinung nach die beste?
Caballé: Die von
Abbado. Die ist einmalig.
FOL: Auf Ihrer neuen
CD singen Sie mit einem jungen Duettpartner...
Caballé: Ich habe mir
ein Duett mit Oscar Marin gewünscht. Auf Marin bin ich in Spanien aufmerksam
geworden, letztes Jahr auf unserer Weihnachts-Tournee. Und ich finde, das ist
die Stimme für das Jahr 2000. Darum habe ich meiner Plattenfirma, RCA Victor,
das Duett vorgeschlagen. Ich weiß es, Marin wird eine große Karriere machen. Da
irre ich mich selten, vor allem bei Tenören nicht. Ich habe so ein Gefühl, mit
Oscar Marin ist es jetzt ungefähr so, wie vor zwanzig, dreißig Jahren beim
jungen José Carreras.
FOL: Marin wird so
groß wie Carreras?
Caballé: Ja, da bin
ich mir sicher.
FOL: Sie singen auf
Ihrer neuen CD ein sehr selten gehörtes Stück Ruggiero Leoncavallos, das
zeitgleich mit Puccinis "La Boheme" entstanden ist. Warum haben Sie
ausgerechnet dieses Stück ausgewählt?
Caballé: Ich habe auf
jeder meiner Platten immer selten gehörte Stücke aufgenommen. Das ist fast so
etwas wie Tradition bei mir. Nicht nur, dass es schön ist, unbekannte Facetten
zu erarbeiten: Viele der Stücke, die ich auf diese Weise ausgewählt habe, waren
zum Zeitpunkt der Aufnahme vergessen, sind es aber heute nicht mehr. Sie sind
wieder im Repertoire zu finden. Das ist auch eine Verpflichtung, die wir als
Sänger haben. Man kann bei Rossini nicht immer nur den "Barbier"
geben, stellen Sie sich das einmal vor. Man muss auch dessen andere Opern,
Orchesterkonzerte und Dramen pflegen. Sonst hätte man keine Ahnung von Rossini.
Und so ist das bei Donizetti und allen anderen auch.
FOL: Sie singen auch
geistliche Musik. Anlässlich des Heiligen Jahres haben Sie sogar eine Einladung
bekommen, im Petersdom in Rom zu singen.
Caballé: Eine sehr
große Ehre! Ich habe ja mit Musica Sacra begonnen: Schuhmann, Händel, etwa
Israel in Egypt. Daraus entwickelte ich mich langsam zum Lied hin, erst später
kam ich zur Oper. Geistliche Musik, das sind meine Wurzeln.
FOL: Sind Sie
religiös?
Caballé: Ja, ich
glaube an den Großen Gott. An die Planeten und diesen blauen Punkt dazwischen.
FOL: Und Sie sind ja
auch Friedensbotschafterin der UNO.
Caballé: Ich arbeite
für eine Vision des Friedens, der Freundschaft zwischen den Rassen und den
Religionen. Wir atmen alle dieselbe Luft. Die Erde ist ein Zuhause für alle,
aber der Planet gehört uns nicht alleine.
FOL: Was ist diese
Vision des Friedens?
Caballé: Ich hoffe,
dass dieser blaue Punkt im Planetensystem eines Tages ein besserer Platz wird.
Ich glaube daran, dass die Menschen sehr bald einsehen werden, wie falsch es
ist, nicht im Frieden zu leben. Und dabei bewegt sich ja schon etwas: Zum Beispiel
die Konferenz Afrika/Europa kürzlich in Ägypten. Die Versuche, die Meere und
die Wälder zu retten ...
FOL: Aber ist es dazu
nicht schon...
Caballé:
(unterbricht) Nein! Niemals. Es ist niemals zu spät. Hoffnung heißt die Kraft,
die die Menschen weiter bringt. Solange jemand Hoffnung hat, wird die Erde
leben. Und die Menschen haben Hoffnung, glauben Sie mir.
FOL: Sie sind als
Künstlerin und UNO-Botschafterin auf der ganzen Welt unterwegs. Wann kommen Sie
nach Deutschland?
Caballé: Als erstes
komme ich nach Nürnberg, am 31. Mai. Zur Eröffnung der EXPO singe ich Anfang
Juni in Hannover. Dann 9. Juni Hamburg, 23. Juni Rostock. Am 27. Juli singe ich
für „Kinder in Not“ in Dresden. Am 1. Oktober ist Köln dran, dann bin ich am
21. in Berlin. Dazwischen bin ich in Frankreich, Portugal, Russland, Rumänien,
Mallorca, England, Schweiz. Und am 29. Mai singe ich in Österreich, in Wien.
FOL: Sie sind selten
zu Hause...
Caballé: Leider. Aber
ich bin ja auch gerne unterwegs.
FOL: Stichwort „Wien“
– EU-Sanktionen, Boykott beim Opernball, Lou Reed hat aus politischen Gründen
sein Österreich-Konzert abgesagt...
Caballé: Wer ist Lou
Reed? – (kurze Pause) Na ja. Er kann ja Konzerte absagen, wenn er will. Er ist
ja nicht Friedensbotschafter (lacht). Aber im Ernst: Ich denke, die Menschen
mit Musik zusammenzubringen wäre der beste politische Beitrag. Egal, welche
Religion oder Gesinnung, der Dialog ist wichtig.
FOL: Könnten Sie sich
vorstellen, dass Sie aus politischen Gründen ein Konzert absagen würden?
Caballé: Nein.
Wirklich nicht. Auf die Menschen zuzugehen, ist immer noch der beste Weg,
Probleme zu lösen. Eine andere Meinung macht noch keinen Feind.
FOL: Die EU-Maßnahmen
haben ja noch nichts mit Feindschaft zu tun, aber sie sind auch im Zusammenhang
mit dem ausländerfeindlichen Wahlkampf der jetzigen Regierungspartei FPÖ zu sehen...
Caballé: (holt tief
Luft) Ich muss Ihnen sagen, auch ich war selber Immigrantin! Und zwar in der
Schweiz und in Deutschland, jeweils für drei Jahre. Das waren meine Anfänge.
Als Einwanderin wollte ich mir die Gastfreundschaft auch verdienen. Ich wollte
dazu lernen. Und ich habe für meine spätere Karriere eine Menge gelernt. So
habe ich gute Erinnerungen an meine Immigrantenzeit. Weil ich fair und ehrlich
gegenüber meinen Gastgeber-Ländern war. Man hat mir kleine Rollen gegeben, und
ich habe keine Hauptrolle verlangt. Ich will niemandem Empfehlungen geben. Aber
man sollte versuchen, sich in Frieden zu integrieren, wenn man nicht im eigenen
Land lebt. So wie es bei mir eben hier in Deutschland war.
FOL: Welche
Erinnerungen haben Sie an Deutschland?
Caballé: Ich denke
heute immer noch, dass Deutschland irgendwie auch mein Land ist. Deutschland
hat mich von Anfang an gut aufgenommen. Mit Liebe. Ich glaube, man bekommt
immer das, was man verdient. Vielleicht liege ich da auch falsch. Aber
zumindest mein Leben wäre da der beste Beweis dafür. Ihre Erinnerungen an die
Schweiz hält Montserrat Caballé als Schluss-Titel Ihrer CD fest: ein Volkslied,
mit dem Titel G´sätzli. 1958 hatte sie die Sängerin Elisabeth Schwarzkopf in
die Künstlergarderobe eingeladen und gefragt, welches Lied ihr denn am besten
gefallen habe. Caballé nannte weder Schuhmann noch Strauss, sondern eben das
"G'sätzli". Elisabeth Schwarzkopf schenkte ihr daraufhin ihre Noten
und machte sie damit ohne große Worte zu ihrer Nachfolgerin. Seitdem singt
Montserrat Caballé das "G'sätzli" bei Konzerten als "feste"
Zugabe.
21/06/2000 – Das Goldene Blatt
21/06/2000
– Das Goldene Blatt
Montserrat Caballé –
Nicht jedem ist soviel Glück vergönnt
wie mir
Wer
sie einmal auf der Bühne gehört hat, wird diese Erlebnis nie mehr vergessen.
Aber die große Sopranistin bezaubert ihr Publikum seit nunmehr 44 Jahren auch
mit ihrem Humor und ihrem ansteckenden Lachen. Die wenigsten ahnen, welcher
Leidensweg sich dahinter verbirgt: Gehirntumor, Herzkollaps, Nierensteine, noch
vor wenigen Wochen ein lebensbedrohlicher Magendurchbruch – kaum eine
Krankheit, die Montserrat Caballé (67) nicht hatte. 1985 stellten ihr Tumorspezialisten die düstere Prognose, sie habe nur
noch zwei Jahre zu leben. Doch all dies konnte der positiven Lebenseinstellung
der Spanierin nichts anhaben: „Für mich sind Sonnentage und Regentage gleich
schön. Beide sind ein Werk Gottes.“
Beim
Interview mit dem GOLDENEN BLATT verriet die korpulente Operndiva jetzt ein
Geheimnis.
„Seit
fast 27 Jahren bin ich Vegetarierin, halte streng Diät: Ich esse keine Süßigkeiten,
keinen Zucker, nur selten Teigwaren, stattdessen viel Obst und Gemüse.“
Und
wieso nimmt sie denn nicht ab?
„Die
zentrale Steuerungsdrüse in meinem Gehirn funktioniert nicht richtig. Dadurch
hat mein Körper Probleme, Fett abzubauen.“
In
komischer Verzweiflung habt sie die Hände: „Was soll ich machen? Ich muß halt
mit meiner Figur leben. Ich bewege mich viel, jedenfalls so weit es mir mit
meinem künstlichen Kniegelenk möglich ist, mache jeden Tag eine Stunde
Gymnastik. Wer weiß: Wenn ich mich nicht an die Diät halten würde, wäre ich
vielleicht schon tot!“
Ihr
Gewicht schwankt immer zwischen 102 und 97 Kilo. „Darunter ist nichts zu
machen.“ Sie zuckt mit den Schultern. „Was nicht sein kann, kann halt nicht
sein. Ich bin glücklich, wie ich bin!“ Phrasen, die leicht abgedroschen klingen
könnten. Doch der Caballé nimmt man ab, daß sie jedes Wort so meint.
Auf
der Bühne kaschiert sie ihre Fülle geschickt mit wallenden Gewändern. „Die
entwerfe ich zusammen mit meinem Designer.“ Ansonsten ist sie selten in großer
Robe zu sehen. „Als ich einmal in Griechenland – ungeschminkt und in bequemer
Reisekleidung – aus dem Flugzeug stieg, kam ein Mann ganz aufgeregt auf mich
zugestürzt und fragte: Wissen sie, ob die große Primadonna, Montserrat Caballé,
noch an Bord ist?“ Sie kichert bei der Erinnerung wie ein kleines Mädchen. „Und
ein anderes Mal fragte mich ein Journalist: Warum gehen sie eigentlich
inkognito? – Das war wirklich ein Schock. Sollte ich sagen, so sehe ich eben
aus?! Was die erwartet haben, weiß ich nicht.“
Auf
ihren Reisen kreuz und quer über den Erdball kann ihr Mann, Bernabé Martí, sie
nicht oft begleiten. Denn der Tenor, der seit seinem Herzinfarkt im Jahr 1977
nicht mehr auf der Bühne steht, ist in der Landwirtschaft tätig. Tochter
Montserrat Martí (28) ist in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten und Sängerin
geworden, Sohn Bernabé (33) ist Wirtschaftsfachmann. „Beide sind nicht
verheiratet. Dabei würde ich doch so gerne Oma“, lacht die Caballé. Wenn die
ganze Familie beisammen ist, sind das kostbare Momente. „Wir haben eine innige
Beziehung. Es kommt vor, daß morgens um fünf Uhr das Telefon läutet und mein
Sohn oder meine Tochter mich um Rat fragen. Und mein Mann ist ein so
wunderbarer Mensch“, schwärmt sie.
„Nicht
jedem ist soviel Glück vergönnt wie mir! Da bleibt
kein Moment für Traurigkeit!“
Und
die Notoperation im April?
„Ach
das“, wischt sie meinen Einwand vom Tisch. „Gucken sie doch mal, wo ich jetzt
bin: Gestern habe ich in Wien ein Konzert gegeben, morgen trete ich hier in
Nürnberg auf. Es ist so schön, wieder dazusein! Das Leben ist ein Schatz. Man
darf nie die Lebenslust verlieren.“
24/08/2000 – DIE WELT
24/08/2000
– DIE WELT
Immer Überraschungen für mein Publikum
Die spanische
Sopranistin Montserrat Caballé gibt Donnerstag ein Weihnachtskonzert in der
Lübecker MuK
Die
spanische Sopranistin Montserrat Caballé, 1933 in Barcelona geboren, feierte
nach Anfängerjahren in Basel und Bremen 1965 ihren internationalen Durchbruch
in New York, als sie in einer Aufführung von Gaetano Donizettis "Lucrezia
Borgia" kurzfristig für Marilyn Horne einsprang. Ein Engagement an der
berühmten Metropolitan Opera ließ nicht lange auf sich warten. Seitdem sang sie
an allen großen Opernhäusern der Welt, ist eine der führenden Sopranistinnen
und ganz gewiss eine der beliebtesten Sängerinnen überhaupt. Ihr Repertoire
umfasst ungefähr neunzig Rollen. In den letzten zehn Jahren war sie weniger auf
der Opernbühne anzutreffen, dafür häufiger bei Liederabenden und Galas im
Konzertsaal zu erleben. Derzeit befindet sie sich auf einer großen
Deutschland-Tournee. Heute um 20 Uhr wollte sie zu einer festlichen Opern- und
Weihnachtsgala. ins CCH kommen. Nach Ihrem Kölner Konzert am Sonntag aber
fühlte sie sich indisponiert und musste kurzfristig absagen. Sie will sich ein
bisschen schonen, um wenigsten ihr Lübecker Konzert am 23. Dezember, 20 Uhr in
der MuK geben zu können Ihr Hamburger Publikum wird das genauso bedauern wie
sie selbst. WELT-Redakteurin Doris Blum sprach mit der Sängerin.
DIE WELT: Frau
Caballé, Sie treten fast regelmäßig in Hamburg auf. Haben Sie zu der Stadt eine
besondere Beziehung?
Montserrat Caballé:
Ja, ich komme nun schon lange Jahre nach Hamburg. Und jedes Mal ist das eine
große Freude für mich, vor allem deshalb, weil das Publikum mich hier so lieb
hat. Das hat es mir noch jedes Mal gezeigt.
DIE WELT: Was haben
Sie dieses Mal für Ihre Tournee im Gepäck?
Caballé: Zunächst mal
habe ich einige junge Leute im Gepäck, zum Beispiel meine Tochter Montserrat
Martí, die wieder mit mir singen wird. Dann den Tenor Oscar Marin und den
Bariton Young-Joo Kim. Und singen werden wir Opernarien, Duette und Terzette.
Und natürlich Weihnachtslieder. Und einige Lieder werden als Überraschung für
mein Publikum auch dabei sein, die ich noch nie hier gesungen habe, richtige
Neuheiten also.
DIE WELT: Vor
dreieinhalb Jahren sind sie zum ersten Mal mit ihrer Tochter gemeinsam
aufgetreten. Mussten Sie sich da zuerst dran gewöhnen, dass sie genauso
stürmisch gefeiert wurde wie Sie?
Caballé: Überhaupt
nicht. Wissen Sie denn nicht, dass ich während meiner langen Karriere viele
junge Sänger gefördert und sie erst so richtig zum Erfolg gebracht habe?
Darunter befinden sich zum Beispiel Placido Domingo, José Carreras und Luis
Lima. Also, warum sollte ich nicht auch zum Erfolg meiner Tochter beisteuern?
DIE WELT: Man nennt
Sie eine Diva zum Anfassen. Was bedeutet dieser Titel für Sie?
Caballé: Also Diva
bedeutet mir überhaupt nichts. Damit kann ich nichts anfangen. Und zum Anfassen
- ich denke, damit meint man, dass ich eine ganz normale Person bin, mit der
man gut reden und auch einfach mal normal einen Kaffe trinken kann.
DIE WELT: Sie haben
sich in den letzten Jahren sehr auf Lieder und Arienabende verlegt. Gibt es
denn eine Opernpartie, die Sie überhaupt noch einmal reizen könnte?
Caballé: Ganz sicher.
Ich trete ja noch in der Oper auf, aber nur noch zwei Mal pro Jahr oder drei
Mal maximal. In dieser Saison stand ich in Jules Massenets Legende Sacrée
"La Vierge" auf der Bühne. Die werde ich im April wieder in Rom
singen. Außerdem bereite ich zwei neue Opernpartien vor, einmal die
"Marie-Magdelein" in dem gleichnamigen szenischen Oratorium von
Massenet und dann die Titelpartie "Marie Victoire" in Ottorino
Respighis 1913 entstandener Oper, die noch nie aufgeführt worden ist. Das finde
ich ganz toll, dass das zum ersten Mal jetzt geschieht. Die werde ich in
Barcelona, aber auch in Italien und Frankreich singen. Und für die Saison 2001
/ 2002 bereite ich die Titelpartie in Donizettis so gut wie unbekannter Oper
"Maria Padilla" vor. Da werde ich mit meiner Tochter auftreten auf
verschiedenen Bühnen Europas, wir haben schon zugesagt.
DIE WELT: Könnten Sie
sich auch vorstellen, wieder einmal an der Hamburgischen Staatsoper zu singen?
Caballé: Ja,
natürlich, das habe ich sogar vor. Für die nächste Saison unter
Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher und Intendant Louwrens Langevoort hat man
mir schon einen Vorschlag gemacht. Aber darüber werde ich erst sprechen, wenn
wir uns einig sind in noch einigen offenen Punkten.
DIE WELT: Welche
Sängerin unseres Jahrhunderts bewundern Sie am meisten?
Caballé: Ganz klare
Sache: Maria Callas.
DIE WELT: Wie kommt
es, dass Sie so wunderbar Deutsch sprechen?
Caballé: Na, so toll
ist das nicht, aber danke schön. Das kommt wohl daher, dass ich als ganz junge
Sängerin viele Jahre in Bremen engagiert war. Das war für mich gleichermaßen
wichtig für die Sprache wie für meine künstlerische Arbeit.
DIE WELT: Was ist
Ihre absolute Lieblingsrolle im Opernrepertoire?
Caballé: Salome von
Richard Strauss, die habe ich von Anfang an am meisten geliebt, und die singe
ich auch heute noch leidenschaftlich gern. Nicht mehr auf der Opernbühne, aber
doch konzertant.