29/11/1998

29/11/1998

 

«In der Musik soll es keine Apartheid geben»

Montserrat Caballé über grosse Rollen, schlechte Musik und Freddie Mercury

 

Von Reinmar Wagner

 

 

Die «göttliche» Callas selbst weihte Montserrat Caballé, 65, zu ihrer Nachfolgerin als Primadonna assoluta. Zu Recht: Mit 80 Operneinspielungen hält sie einen Rekord, der nur mit der Bandbreite ihrer Musik konkurriert. Am 14. Dezember tritt die spanische Diva in Luzern auf.

 

 

Frau Caballé, wie schaffen Sie es, den ganzen Nachmittag Interviews zu geben, und dann am Abend an der Bambi-Gala noch zu singen?

Caballé: Es geht. Ich muß heute nur «Miau, miau» singen.

 

 

Das Katzenduett von Rossini. Auf der Opernbühne haben Sie schon lange keinen Rossini mehr gesungen.

Caballé: Meine letzte Oper war Adriana Lecouvreur von Cilea letztes Jahr in Coruña.

 

 

Haben Sie sich eigentlich ihren Wunsch, die Elektra von Richard Strauss im antiken griechischen Theater von Epidauros zu singen, erfüllen können?

Caballé: Leider hat es nicht geklappt. Rs wäre für das Orchester sehr schwierig geworden, und auch für die Archäologen: Sie hatten Angst, dass die Schallwellen meiner Stimme den ehrwürdigen Mauern schaden würden wie die Trompeten von Jericho (lacht)

 

 

Dann hätten wir Elektra fast am Schluss Ihrer Karriere und das Schwesterwerk, die Salomé, ganz am Anfang, 1957 in Basel mit 24 Jahren. Ein wenig verrückt war das doch schon, so jung eine so schwere Partie zu wagen?

Caballé: Nein, verrückt war das nicht, das war sehr schön: Ich hatte ja schon viele Orchesterlieder von Strauss gesungen. Richard Strauss war so etwas wie unser Familienkomponist zu Hause.

 

 

Berühmt geworden sind Sie dann aber im Belcanto-Repertoire.

Caballé: Das war eher ein Zufall. Ich bin für Marilyn Horne in der Carnegie Hall in New York in Lucrezia Borgia eingesprungen. Ohne eine einzige Probe! Am Anfang mochte ich dieses Repertoire wirklich nicht. Mozart und Richard Strauss mochte ich immer lieber als Bellini und Donizetti. Dazwischen habe ich immer auch Trovatore und Aida und viele grosse Verdi-Partien gesungen.

 

 

Und Puccini und vieles andere. Kennen Sie eine Sängerin mit einem ähnlich grossen Repertoire?

Caballé: Plácido Domingo bei den Männern und ich bei den Frauen sind wohl die Rekordhalter in dieser Beziehung.

 

 

Wo liegen die Gründe für diese enorme Vielseitigkeit?

Caballé: Ich glaube, die Basis war eine sehr gute Technik. Und dann waren diese drei Jahre in Basel ganz am Anfang meiner Karriere sehr positiv. Es war ein wunderbarer und gesunder Platz, um die Stimme zu entwickeln, ohne zu forcieren. Ich habe da alles gelernt vo Don Giovanni, Zauberflöte und Figaro über Pagliacci bis zur Bohème. Das hat mich sehr stark gemacht und mir Sicherheit gegeben. Ich habe Basel sehr viel zu verdanken. Und ich sage das nicht, weil Sie aus der Schweiz kommen!

 

 

Würden Sie heute ein Angebot für Tosca oder Salomé annehmen?

Caballé: Tosca nicht mehr. Salomé habe ich letztes Jahr gesungen. Ich würde es wieder tun. Nicht viele Vorstellungen, weil mir die Ärzte davon abgeraten haben. Aber einen oder zwei besondere Abende, warum nicht.

 

 

Welches sind Ihnen die liebsten unter Ihren Schallplattenaufnahmen?

Caballé: Ich liebe die Salomé mit Erich Leinsdorf und die Butterfly, die ich mit meinem Mann aufgenommen habe.

 

 

Und Ihre ganz berühmten Aufnahmen? Lucrezia Borgia zusammen mit Alfredo Kraus oder Don Carlos mit Giulini?

Caballé: Ja, Don Carlos mit Giulini! Dich wirklich, dass es eine der grössten Aufnahmen ist, die von dieser Oper existieren. Und auch La Bohème mit Solti. Ganz schön waren auch die Aida mit Muti und die Giovanna d’Arco mit Levine.

 

 

Sie haben mit sehr vielen grossen Dirigenten zusammen musiziert.

Caballé: Und mit tollen Tenören: Mit Alfredo Kraus die Lucrezia und die Puritani, mit Bergonzi die Traviata und alle anderen mit Domingo, Carreras und Pavarotti. Die ganzen 80 Opern fast alle mit den drei Tenören.

 

 

Mit Alfredo Kraus sind Sie aber nie so richtig warm geworden, obwohl Sie beide Spanier sind. Er hat von der Caballé-Mafia gesprochen, die ihn bei der Eröffnungsfeier der Olympiade in Barcelona ausgebootet hätte.

Caballé: Ich würde nie böse sein, wenn man mich irgendwo nicht engagiert. Ich singe da, wo man mich einlädt. Wenn man mich nicht einlädt, forciere ich die Situation nicht. Das sind Manieren. Aber wissen Sie: Die Zeit weist allen Leuten ihren gebührenden Platz zu.

 

 

Dafür verstanden Sie sich mit Freddie Mercury umso besser. Wie sind Sie sich begegnet?

Caballé: Ich war 1986 in Lausanne dabei, als Barcelona sich um die Kandidatur für die Olympiade bewarb. Unser Bürgermeister bat mich, etwas zu singen für die Jungen. Bloss keine ernste Oper. Mein Bruder hatte die Idee, Freddie zu fragen, von dem er wusste, dass er gern in meine Konzerte geht. Schon eine Woche später flog Freddie nach Barcelona und mietete eine riesige Suite mit Flügel. Wir haben dort stundenlang zusammengesessen und bis spät in die Nacht hinein ausprobiert und diskutiert.

 

 

Menschlich haben Sie sich verstanden. Und musikalisch?

Caballé: Freddie war ein sehr musikalischer Mensch. Es ist ja nicht so, dass er keine Noten lesen konnte. Es macht mich sehr glücklich, eine Brücke über die Mauer zwischen den Spartengrenzen sein zu können. In der Musik soll es keine Apartheid geben. Ich lebe nicht nur für den kleinen Kreis von Menschen, die klassische Musik lieben. Ich möchte ein ganz normaler Mensch sein. Unsere Welt besteht nicht allein aus dem Starsein. Wir wollen auch auf die Strasse gehen.

 

 

Gibt es schlechte Musik?

Caballé: Überall. In der Klassik wie im Pop.

 

 

Maria Callas hat Sie als ihre Nachfolgerin bezeichnet. Wen würden Sie heute als Ihre Nachfolgerin auswählen? Oder gibt es keine Primadonnen mehr?

Caballé: Doch, die Möglichkeiten dazu haben viele. Die Arbeit ist der Schlüssel für den Erfolg. Aber keine Garantie. Warum du aus Hunderten von Sängern, die alle sehr gut sind, plötzlich zu den fünf gehörst, die das Publikum elektrisieren, das weißt du nicht. Das Publikum entscheidet, ob du geliebt wirst oder nicht.

 

 

 

 

 

 





30/10/1998 - BZ

30/10/1998 - BZ

 

Montserrat Caballé über Kollegen,

Kilos, Kinder und Karajan

 

 

Die weltberühmte Sopranistin sang im Konzerthaus zum 75. Geburtstag des Rundfunk-Sinfonie- Orchesters. Im BZ-Interview spricht sie auch über ihr neuestes Projekt mit Elton John. 

 

Weltstar Montserrat Caballé gratuliert dem Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin zum 75. Geburtstag. Gestern Abend trat sie im Konzerthaus mit Mozart und Donizetti auf. Im Gepäck hat sie ihre neue CD "Von ganzem Herzen" (BMG), auf der sie mit ihrer Tochter Montserrat Martí Rossinis Katzenduett singt. Die große Sopranistin, von der Maria Callas sagte, sie sei "meine einzige legitime Nachfolgerin", empfing BZ-Mitarbeiter Michael Zöllner im Grand-Hotel zum Interview.

 

 

 

Sind Sie der "Popstar der Oper"?

 

Vielleicht. Die Oper macht mir sehr viel Freude, und wenn die Menschen das merken, freut mich das.

 

 

Haben Kollegen Ihnen den Schritt in die Popmusik übelgenommen?

 

Nicht die richtigen Kollegen. Nur die, die es selber möchten, aber nicht können (kichert). Vielen fehlt das Gefühl für den Rhythmus.

 

 

Sie haben trotz Ihres Gehirntumors weiter gearbeitet. .. .

 

Wenn man nicht weiter macht, bleibt man in einer Ecke sitzen. Das ist nicht mein Stil. Meine Familie und die Musik halfen mir auch dabei. Musik ist wie Religion. Jeder, der Musik liebt, glaubt an sie. Und glauben meint Religion.

 

 

Waren Sie einmal in einem Rock-Konzert?

 

Ich war bei Michael Jackson und Tina Turner. Tina Turner gefällt mir sehr. Bei Michael Jackson mag ich das Entertainment. Und ich liebe Elton John. Wir werden ein Duett zusammen singen.

 

 

Können Sie sich vorstellen, nicht mehr zu singen?

 

Ich bin 65. Das ist alt. Aber im Moment kann ich nicht aufhören, denn die Bühne ist mein Zuhause. Ich könnte ohne Wasser und Brot sein, aber niemals ohne Musik. Ich wünsche mir, bis zu meinem letzten Atemzug zu singen.

 

 

Eine Opernstimme hält sich aber nur eine begrenzte Zeit.

 

Ich singe diese hohen Töne einfach nicht mehr. Wenn ich nicht mehr "La Traviata" singen kann, singe ich eben Adriana oder Medea. Es wäre sehr dumm, etwas zu singen, weil ich es liebe, obwohl ich es nicht mehr kann.

 

 

Ihre Tochter Montserrat Martí singt auch. Hat Sie es mit einem solchen Vorbild schwer?

 

Wenn man eine Stimme hat, muss man singen. Es gefällt mir sehr, wie sie singt, nicht weil sie meine Tochter ist, sondern weil sie gut ist.

 

 

Singt Ihr Sohn Bernabé auch?

 

Er arbeitet in einer New Yorker Bank. Aber er freut sich für seine Schwester. Er flog für ein Konzert extra von New York nach Hamburg. Für mich macht er das nicht.

 

 

Sie wirken immer sehr ausgeglichen und zufrieden.

 

Was? (bricht in schallendes Gelächter aus) Sie glauben im Ernst, dass ich mit meinen Kilos zufrieden bin? Wie kann ich mit diesem Gewicht zufrieden sein?

 

 

Haben Sie je versucht abzunehmen?

 

Ja, Karajan verlangte, dass ich für "Don Giovanni" 15 Kilo abnehme (lacht). Aber ich konnte nicht (lacht lauter). Man muss die Pfunde nehmen, wie sie kommen.

 

 

 

Michael Zöllner





16/08/1998 – BILD am Sonntag

16/08/1998 – BILD am Sonntag

 

Mit Musik zu singen, ist wie zu Hause zu sein

 

Die spanische Operndiva Montserrat Caballé und ihre Tochter Montsita über Ruhm, das Rauchen und das Tanzen

 

 

 

Zwei schwarze funkelnde Augenpaare: Das ist der erste Eindruck, wenn man Montserrat Caballé (65) und ihre Tochter Montserrat (28, der Sohn heißt Bernabé wie sein Vater) gegenübersitzt. In einer mit Rosen vollgestellten Garderobe, eine knappe Stunde vor Konzertbeginn: Beide strahlen Ruhe aus – hektisch sind nur die anderen.

 

Daß die berühmteste Opernsängerin der Welt seit 33 Jahren verheiratet ist, zwei Kinder hat und zu Hause in Katalonien gern am Herd steht und für ihre Familie kocht, daran denkt keiner, wenn sie an der Metropolitan, an der Scala oder der Wiener Staatsoper debütiert. „Dabei“, sagt sie, „waren wir nie etwas anderes als das: ganz normale Leute.“

 

Wie hat sie es geschafft, den Mantel des Ruhmes zu Hause einfach abzulegen?

„Wenn sie heimkam“, lächelt Montserrat Martí – ihre Mutter nennt sie Montsita -, „dann war das eine Explosion von Gefühlen. Da strömte die ganze Liebe, die wir vermißt hatten, zu uns Kindern, und wir wußten: Wir haben sie wieder. Sie ist zurück, sie gehört uns.“

Nicht der Öffentlichkeit, dem Publikum, ihren Fans in aller Welt. „Obwohl es heute noch ein überwältigendes Gefühl ist, eine Mutter zu haben, die so viele Menschen lieben“, sagt die Tochter.

 

Hat sie ihre Mutter nie vermißt?

„Verlorenes vermißt man“, sagt Montsita, „aber unsere Mutter ging in regelmäßigen Abständen weg und kam in regelmäßigen Abständen wieder zurück.“

In ihrem Landhaus in den Pyrenäen war sie nicht mehr Madame Butterfly, die Violetta, Aida, die Diva, sondern nur noch Mutter.

 

Was für eine?

„Eine ganz normale!“ findet Montserrat Caballé, „eine wie Millionen andere auch.“

Mit dem Unterschied, daß sie nebenbei eine glanzvolle Karriere machte.

 

Ist es da nicht schwer, ein „normales“ Familienleben zu führen?

„Nein“, ärgert sie sich über die Frage, „weil wir alle immer wußten, wo unser Zuhause war – unser Fluchtpunkt, an den ich immer wieder zurückgekehrt bin, auch wenn es manchmal nur für 24 Stunden war. Das ist das, was uns verbindet – bis heute.“

Sie habe das große Glück gehabt, nicht auf Babysitter angewiesen zu sein, sagt Caballé. „Ich hatte einen phantastischen Mann und wunderbare Eltern. Sie haben mir bei der Erziehung der Kinder sehr geholfen.“

Montsita lacht. „Mit den Alltagsproblemen war sie eigentlich nicht konfrontiert. Ins Bett schickte uns die Großmutter und in die Schule auch. Wenn Mama kam, dann war sie nur lieb…So lieb.“

Und großzügig und tolerant.

„Sie hat uns immer unsere Freiheit gelassen.“

„Nur so können sich Kinder entwickeln“, findet Caballé, „wenn man sie wie Partner behandelt. Und dabei demokratische Grundregeln befolgt.“

 

Wurde über Streitpunkte etwa abgestimmt?

„Das nicht gerade, aber unsere Mutter hat nie gedroht: Wenn du schlechte Noten hast, ist der Urlaub gestrichen oder ähnliches. Das wäre Erpressung gewesen. Wir wurden als Kinder immer gleichwertig behandelt.“

 

Und wenn sie Mist bauten?

„Nein“, sagt die Sängerin fast beleidigt, „weil sowohl Montsita als auch Bernabé sehr sensible intelligente junge Menschen sind.“

 

Hat die Tochter nie Unsinn gemacht?

„Nein“, sagt Montserrat Caballé. „Ich hab geraucht…“, überlegt Montsita.

 

Schadete das nicht Mutters Stimme?

„An so etwas habe ich noch nie gedacht“, erklärt die Diva, „und irgendwann hat sie’s ja auch wieder aufgegeben.“

 

Mußten die Kinder wenigstens, was das Künstlerische betraf, Regeln befolgen?

„Sie meinen, daß sie nur Opernarien hören durften?“ fragt die Diva streng und erinnert daran, daß sie 1987 Plattenaufnahmen mit dem (verstorbenen) „Queen-Sänger Freddie Mercury machte und 1997 vor dem Boxkampf in Berlin „Vision Of Glory“ sang. Montsita, ganz versöhnlich: „Ich habe gehört, was alle jungen Mädchen gern hören: Pop, Disco-Musik! Da machten uns unsere Eltern keinerlei Vorschriften.“

Eigentlich erstaunlich, wenn die Mutter Opernsängerin und der Vater Tenor ist.

 

Die Tochter hingegen wußte schon mit vier Jahren, daß sie nicht Sängerin, sondern Ballett-Tänzerin werden wollte. „Tanzen war ihr Leben“, erzählt Caballé, „und wir wollten ihr diesen Traum natürlich erfüllen.“

Also nahm sie Ballettunterricht, schon mit fünf. Tanzte am Spanischen Nationalballett. Eine Primaballerina auf dem Weg nach ganz oben.

„Wir schickten sie nach London, Kopenhagen, schließlich nach Madrid zur Ballettmeisterin Maya Plitseskaya. Dort sollte sie ihre Künste vervollkommnen.“

 

Doch dort änderte sich Montsitas Leben von Grund auf. Ein Tanzunfall schädigte einen Muskel so nachhaltig, daß an eine Ballettkarriere nicht mehr zu denken war. Deprimiert flüchtete sie sich zu ihrem Onkel, Montserrat Caballés Bruder. Man redete viel miteinander, und irgendwann hörte ihr Onkel sie singen. So schön, daß er sie ermutigte, Gesang zu studieren. Den Eltern erzählte sie davon nichts.

„Das wäre ziemlich riskant gewesen“, findet Montsita. „Niemand wußte etwas davon, auch nicht Mama.“ Nach acht Monaten stand fest: Eine Primaballerina war verloren gegangen, eine Sopranistin geboren.

 

„Als sie uns Eltern nach diesem Studium das erste Mal vorsang, das war die größte Überraschung meines Lebens“, strahlt Caballé. „Am Anfang war ich geschockt, einfach, weil wir nicht auf die Idee gekommen waren. Dann hörte ich ihre süße, wunderschöne Stimme, und es lag so viel Gefühl darin, daß ich vor Glück geweint habe.“

 

Montserrat Martí (sie trägt den Namen ihres Vaters) arbeitet heute an ihrer eigenen Karriere als Sopranistin, steht manchmal auch gemeinsam mit ihrer berühmten Mutter auf der Bühne. Auch zwei Schallplatten haben Montserrat Caballé und ihre Tochter miteinander aufgenommen („Two Voices, One Heart“ und „Unsere Weihnachtslieder“).

 

Ist da der Druck nicht groß?

„Aber nein!“ ruft sie ganz erstaunt. „Mit ihr zu singen, ist für mich wie zu Hause zu sein.“

Singen sie denn auch zu Hause?

„Ja, wenn wir proben“, erzählt die Tochter. „Und manchmal begleitet uns Papa als Tenor dabei…“

 

1985 stellte man bei Montserrat Caballé einen Gehirntumor fest, eine schulmedizinische Behandlung lehnte sie ab. Hatte die Tochter nicht Riesenangst um sie?

Montsita schüttelt den Kopf. „Nein, unser Vater brachte uns das sehr sanft bei – so, daß wir das Gefühl hatten: Unsere Mutter ist in besten Händen. Außerdem ist sie so stark, daß ich immer wußte, daß sie das alles auch ohne Operation überstehen wird.“

Das alles und noch viel mehr.

 

Wartet Montserrat Caballé eigentlich schon auf Enkelkinder?

„Wenn mein Sohn und meine Tochter (beide sind Single) das möchten, dann möchten wir es auch. Aber wir warten nicht darauf. Wir haben das Glück gehabt, zwei wunderbare Kinder zu bekommen. Und dafür sind wir dankbar. Denn die Ärzte hatten behauptet, ich könnte niemals Kinder bekommen.“ Montserrat Caballé hat es nie geglaubt.

 

Vielleicht hat sie sich durch diese gesunde Skepsis ihre Natürlichkeit bewahrt – eine Natürlichkeit, in deren Schatten auch eine Tochter groß werden darf.

 

 

 

Als Montsita geboren wurde…

 

…kündigte sich damals schon ein musikalisches Geschöpf an. „Bei den schönsten Arien“, erinnert sich die weltberühmte Mutter, die bis zum siebten Monat auf der Bühne stand, „strampelte sie rhythmisch in meinem Bauch.“ Am 15. November 1971 mußte Montsita in einer Klinik in Barcelona per Kaiserschnitt geholt werden. Der Vater Bernabé, ein Tenor, war bei der Geburt dabei: Montsitas Bruder Bernabé ist fünf Jahre älter und arbeitet in Genf.

 

 

Was war sie für ein Kind?

„Wunderhübsch“, strahlt die Caballé, „mit blauen Augen, die aber schon sehr bald funkelnd schwarz wurden.“

 

 

Ihre früheste Erinnerung an die Mutter?

„Ich stehe zwischen ihr und José Carreras auf der Bühne, sie trägt ein wunderschönes tiefrotes Abendkleid. Als sich die beiden verneigen, nehmen sie mich an der Hand, und ich verneige mich mit.“

 

 

Hat ihre Mutter sie in den Schlaf gesungen?

„Ja, mit spanischen Kinderliedern, obwohl ich mich mächtig anstrengen mußte!“ lacht die Primadonna. Damit es auch wirklich piano war.

 

 

Wie wurde sie erzogen?

„Wir haben sie überallhin mitgenommen“, erzählt Montserrat Caballé, „auf Tourneen, Reisen, gesellschaftliche Anlässe. So entstand eine Nähe, die erzieherische Maßnahmen überflüssig machte.“

 

 

Gab’s ab und zu Ohrfeigen?

Caballé schüttelt den Kopf. Aber Montsita kann sich doch an eine erinnern: „Als ich mit 13 einmal mit meinem Bruder und dessen Freunden das Haus verließ, und du dachtest, ich läge längst im Bett!“ „Ja“, seufzt die Mutter, „da hat die Angst um dich mich wütend gemacht.“

 

 

Was hat sie von ihrer Mutter gelernt?

„Menschlichkeit, Lebenslust“, überlegt die Tochter. „Eigentlich alles – außer Singen!“

 

 

Und was hat am meisten genervt?

„Wenn wir sie nach einem Konzert endlich für uns haben wollten, und sie von Fans, Kameraleuten und Journalisten belagert war. Dieses Warten auf Mama…“

 

 





Juni 1998 – BILD der Frau

Juni 1998 – BILD der Frau

 

 

Opern-Diva Montserrat Caballé und ihr unfaßbares Geheimnis

 

„Gehirntumor! Die Ärzte gaben mir nur noch 3 Jahre“

 

 

Montserrat Caballé ist eine der größten Opernsängerinnen der Welt. Wie kaum eine andere Operndiva strahlt die Spanierin Wärme und Lebensfreude aus. Doch es gab Momente in ihrem Leben, in denen sie beinahe verzweifelt wäre. In Köln, wohin Montserrat Caballé für einen Werbeauftritt für „4711 Echt Kölnisch Wasser“ gekommen war, sprach die Sängerin jetzt zum ersten Mal über diesen schwierigen Lebensabschnitt.

 

 

 

Ihre Karriere ist immer wieder von Krankheiten unterbrochen worden…

 

Montserrat Caballé: …wenn es nach den Ärzten ginge, wäre ich sogar schon seit 10 Jahren tot!

 

 

 

Warum?

 

1985 entdeckte ein New Yorker Arzt einen angeblich bösartigen Gehirntumor bei mir.

 

 

 

Wie haben sie auf diesen Befund reagiert?

 

Das war ein Moment, den ich nie vergessen werde. Ich sehe heute noch meinen Mann und mich in dem Behandlungszimmer im New Yorker General Hospital vor mir. Wir waren so geschockt, daß wir nicht sprechen konnten. Dann habe ich als erstes mein Testament gemacht, um meiner Familie unnötige Probleme zu ersparen.

 

 

 

Sind sie dann operiert worden?

 

Der New Yorker Arzt hätte mich am liebsten gleich zur Operation im Krankenhaus behalten. Aber ich wollte das partout nicht. Zuerst flog ich zu einem Madrider Arzt, der etwas großzügiger war. Er gab mir noch drei bis fünf Jahre, glaubte aber auch an einen bösartigen Tumor. Ich habe weiter gesucht, bis ich endlich in Zürich einen Arzt fand, der mich nicht operieren wollte. Er stellte fest, daß der Tumor gutartig war und behandelte mich mit Laser. Jetzt muß ich nur noch regelmäßig zu Checkups. Der Tumor ist zwar noch da, aber er wächst nicht mehr.

 

 

 

Hat die Krankheit ihre Einstellung zum Leben verändert?

 

Ja, sehr. Anfangs empfand ich jeden Tag, den ich noch am Leben war, als Geschenk. Heute, nach 13 Jahren, habe ich mich allerdings wieder langsam ans Überleben gewöhnt. Trotzdem habe ich mich verändert. Ich bin viel gelassener geworden, rege mich nicht so schnell wie früher auf, wenn etwas mal nicht so klappt. Ich lebe bewußter, kann schöne Momente viel intensiver genießen.

 

 

 

Haben sie es jemals bedauert, nicht genügend Zeit mit ihren Kindern verbracht zu haben?

 

Oh, ja. Ich hatte oft dieses typisch schlechte Gewissen, das alle berufstätigen Mütter kennen. Ich habe alles getan, um meine Kinder so oft wie möglich um mich zu haben. Als sie noch klein waren, habe ich sie immer zu meinen Tourneen mitgenommen. Später, während ihrer Schulzeit, bin ich dann einmal in der Woche zu ihnen nach Hause geflogen. Aber letztendlich siegte doch immer wieder meine Liebe zur Musik. Ich habe mich für diesen Beruf entschieden, und weil ich eine Perfektionistin bin, wollte ich ihn wirklich richtig gut machen. Im Rückblick würde ich es wieder ganz genauso tun. Ich hatte allerdings auch das große Glück, daß meine Kinder von meinen Eltern und nicht von einer Kinderfrau betreut wurden. Ich glaube deshalb nicht, daß sie irgendwelche Schäden durch meine Berufstätigkeit davongetragen haben. Meine Tochter ist schließlich auch Sängerin geworden.

 

 

 

Waren die Kinder geplant?

 

Oh, nein, es ist ein Wunder, daß es sie überhaupt gibt. Nachdem ich 1965 eine Fehlgeburt hatte, sagten mir die Ärzte, ich könnte keine Kinder mehr bekommen. Meine Gebärmutter sei zu schwach. Wie sich später herausstellte, war auch dies ein medizinisches Fehlurteil. Ich wollte diese Diagnose nicht akzeptieren und dachte mir: Wenn du schon einmal schwanger warst, klappt es vielleicht auch ein zweites Mal. Meine Hoffnung war stärker als der medizinische Befund.

 

 

 

Haben sie sich einen Zeitpunkt gesetzt, wann sie mit dem Singen aufhören wollen?

 

Ich will so lange singen, wie es mir meine Stimme erlaubt. Joan Sutherland hat erst mit 72 aufgehört. Wenn andere das so machen, warum nicht auch ich?





Juni 1998 – RONDO

Juni 1998 – RONDO

 

 

Montserrat Caballé - Die Lehren des Leidens

 

 

Über Nacht wurde Montserrat Caballé 1965 mit einem Konzert in der Carnegie Hall berühmt. Heute ist sie die bekannteste Sängerin der Welt – und niemand würde glauben, daß sie einst als Obdachlose auf Barcelonas Hauptplatz übernachtet hat.

 

 

 

Frau Caballé, sie haben schon seht viele Interviews gegeben – gibt es eine Frage, die Ihnen noch nie gestellt wurde, die Sie aber gerne beantwortet hätten?

 

Montserrat Caballé: Oh (lacht) – nie hat man mich gefragt, welche Gefühle ich gegenüber den Menschen, dem Leben habe. Die Interviews sind meist sehr kurz, haben mit einer Aufführung oder einer Platte zu tun. Die Journalisten wollen die Nachricht, sonst nichts. Die Fragen sind dann meist ohne jeden Tiefsinn. Einmal wurde ich gefragt: „Welche Art von Musik machen sie eigentlich?“ Ich glaube, daß viele Journalisten nicht gut fragen, weil sie nicht wirklich gelitten haben.

 

 

 

Sie haben gelitten…

 

Ja, in meiner Jugend, aber ich will nicht übertreiben. Es gab Momente nach dem spanischen Bürgerkrieg, die sehr schlimm waren. Eines Tages haben sie uns aus dem Haus geworfen, weil wir die Miete nicht mehr zahlen konnten (lacht). Ich war zwölf Jahre alt, mein Bruder vier. Wir wurden gepfändet und mußten auf die Straße. Meine Mutter war so traurig, und mein Vater sagte zu ihr: „Sei nicht traurig; heute werden wir die Sterne sehen.“ (lacht)

Er liebte die Astronomie. Wir gingen auf die Plaza Cataluña in Barcelona und setzten uns auf eine Bank. Dann erzählte er uns etwas über die Sterne. Gott sei Dank war gutes Wetter, obwohl es November war. Es gab dort auch viele Tauben. Mein Vater, dessen Vater ein Taubengehege hatte, sagte: „Hör dir diese an, die balzt.“ Nach drei Tagen haben wir einen Freund gefunden, der uns Geld geborgt hat. Das Wunderbare an meinen Eltern war, daß sie alles getan haben, damit wir diese Tage der Obdachlosigkeit nicht als Katastrophe empfanden. Sie haben nie ihren Stolz und ihre Würde verloren; sie sahen nur die gute Seite des Lebens. Wenn etwas Schlimmes passierte, sagte mein Vater immer: „Wie gut, daß das passiert ist, jetzt wissen wir, wie es ist!“ (lacht)

 

 

 

Wenn man solche Not erlebt, dann wird man alles tun, um da herauszukommen…

 

Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, etwas zu wollen ist auch etwas zu können. Ich wollte nie mehr so arm sein, nie mehr Hunger haben. Die ersten sieben Jahre waren sehr hart. Danach hatte ich das Glück, mit meiner Kunst zu gefallen. Endlich konnte ich mir Strümpfe kaufen! Vorher hatte ich immer das gleiche Kleid angehabt und mir auf die Beine eine Naht aufgemalt (lacht). „Schaut mal“, sagten die Mitschülerinnen an der Musikhochschule, „da kommt sie wieder in ihrer Uniform und der aufgemalten Naht.“ Sie waren gemein, es tat mir sehr weh. Meine Mutter tröstete mich: „Ach, die haben nicht deine Beine.“ Damals war ich noch sehr schlank.

Im zweiten Jahr sollte ich zur Prüfung gehen, die konnte man nur im langen Kleid machen. Eine Nachbarin erfuhr davon. Ihr Vater war Kunstmaler. Am Eingang ihrer Wohnung hing ein wunderschönes Gemälde, auf dem sie in einem Seidenkleid in Lachsfarbe und einer schwarzen Schleife dargestellt war. Sie bot mir an, das Kleid anzupassen, weil ich sehr abgemagert war. So konnte ich die Prüfung machen.

 

 

 

In einem Interview haben sie gesagt: „Ich war als Kind so unterernährt, daß mein Körper dauerhaft geschädigt wurde…“

 

Ja. Jahrelang litt ich unter Anämie.

 

 

 

Schon ihre Geburt haben sie kaum überlebt. Später hatten sie Kreislaufprobleme, Nierensteine, ein Unterleibsgeschwür, eine schwere Darmoperation, einen Gehirntumor, den sie ihren „Freund“ nannten. Haben sie über all den Krankheiten die Angst vor dem Tod verloren?

 

Ja. Vier Krankheiten waren sehr schwer, ich wußte nicht, wie es ausgehen würde. Aber ich hatte immer das Gefühl, daß ich da rauskomme. Ich möchte noch so viel tun für meine Familie, für meine Kinder, für meinen Beruf. Es ist kein einfacher Beruf: Man ist immer abwesend, fühlt sich wie in der Emigration, verbringt sehr wenig Zeit an den Orten und mit den Menschen, die man liebt.

 

 

 

Warum muten sie sich so ein anstrengendes Leben zu?

 

Man verbringt das Leben in Sehnsucht, Sehnsucht, nur mal eine Woche fern von allem zu sein. Aber ich sollte nicht klagen, die Arbeit gefällt mir. Zudem haben wir eine Menge gesellschaftlicher Verpflichtungen; die verschiedenen Stiftungen brauchen das Geld. Wenn ich das alles nicht täte, käme ich mir isoliert und weltfremd vor. Meinen Eltern hätte dies nicht gefallen.

 

 

 

Ihre Karriere wird von einem regelrechten Familienunternehmen gesteuert, an dem unter anderen ihr Mann Bernabé Martí, ihr Bruder Carlos Caballé beteiligt sind; der spanische Tenor Alfredo Kraus sprach von der „Carlos-Caballé-Mafia“.

 

Das ist nur der Neid. Die Zeit setzt jeden Menschen an den Platz, den er verdient.

 

 

 

Sie sind bereits zu Lebzeiten eine Legend. Manche haben sie sogar in Öl verewigt…

 

Ich finde das seltsam. Die Leute malen meine Fotografien ab. Posiert habe ich noch nie (lacht). Manche erwarten mich in der Lobby mit Blumen. Andere laden mich zu Festen ein, ich gehe aber nie hin. Ich habe keine Zeit. Viele schreiben mir Briefe, ganze Gedichte zuweilen, andere bitten mich bei Krankheiten um Rat. Ich versuche, immer zu antworten.

 

 

 

Berühmte Menschen sind mitunter auch die Zielscheibe gewalttätiger Verehrung. Waren sie je in einer beängstigenden Situation?

 

Ich glaube, wenn man innerlich ausgeglichen ist, dann passiert einem so etwas nicht.

 

 

 

Und wenn sie von Tausenden Fans umlagert sind, die sie anfassen wollen?

 

Ja, das ist sehr schlimm. Bei sehr großen Veranstaltungen mit über zehntausend Menschen brauche ich Leibwächter, um wieder aus dem Gebäude zu kommen. Ich habe immer etliche Autogrammkarten dabei. Dann sind die Menschen zufrieden.

 

 

 

Gibt es noch Leute, die ihnen die Wahrheit sagen?

 

Ich habe eine Familie, einen ganz, ganz kleinen Freundeskreis und Millionen, ja Millionen von Bekannten. Die Familie und die Freunde sagen mir die Wahrheit, sehr oft gibt es falsches Lob, und dann ist Selbstehrlichkeit sehr wichtig. Es gibt genug Theater auf der Bühne, es muß nicht auch noch im Leben Theater geben.





21/03/1998

21/03/1998

 

 

Montserrat Caballé, a diva catalã

 

 

Anos de repressão franquista na Catalunha podem ter calado os gritos de protesto, mas não as grandes vozes do canto. A soprano Montserrat Caballé está aí para provar essa supremacia vocal dos catalães. E está aí quase literalmente, porque a diva espanhola de 64 anos se apresenta em São Paulo na quarta- feira, no Municipal, às 21 horas, acompanhada pela Orquestra Sinfônica de Porto Alegre, numa promoção do governo do Rio Grande do Sul, com o apoio da Lei de Incentivo à Cultura (ICMS/RS) e a parceria do Estadão Cultura. Os ingressos variam entre R$ 30,00 e R$ 80,00. No programa, árias de Verdi e Puccini e canções do Vangelis.

 

Montserrat esteve no País pela primeira vez em 1964, quando cantou para minguados e privilegiados 30 espectadores no Rio. Ia ficar pouco, mas um golpe militar na Argentina, para onde iria em seguida, permitiu que ela pudesse conhecer bem a cidade, que ainda chama de maravilhosa. O sucesso só veio no ano seguinte, ao substituir, de última hora, uma adoentada Marilyn Horne. Os críticos amaram e, em breve, ela estava no Met, de Nova York. Montserrat merecia.

 

Durante anos, a cantora amargou o desconhecimento e o desinteresse do público e da crítica, lutando para sobreviver num país consumido pelos horrores da guerra civil. Isso lhe deu a humildade, sua marca registrada, que, além da simpatia nata de gorduchona (sempre se abanando com o leque), a leva a nunca se acomodar no repertório cômodo e sempre procurar novos papéis para estudar: são mais de 84 óperas gravadas e 132 em apresentações ao vivo em seu currículo, que inclui Verdi, Puccini, Donizetti, Wagner, Dvórak, Strauss e um sem-número de outros compositores.

 

Também é característico da soprano a ausência de preconceitos vocais. Não contente em enveredar pelo campo popular das zarzuelas, Montserrat atacou de pop star, cantando em parceria com Fred Mercury, em 1987. No ano passado, aliás, participou do CD Friends for Life, homenagem ao vocalista do grupo Queen. Após juntar-se a Mercury, além dos velhinhos loucos líricos, a diva catalã viu-se perseguida por jovens que queriam verificar se a cantora que "gritava" com o cantor, no disco, também sabia fazer isso ao vivo.

 

Diva só no bom sentido da palavra, Montserrat colecionou amigos importantes, como Maria Callas - a quem sempre se refere como "minha cara Maria, minha amiga querida" -, que adorava ouvir seus pianíssimos na Norma, de Bellini, ou a terça parte dos três tenores, José Carreras. Quando o conterrâneo vocal esteve à beira da morte, com leucemia, a cantora o ajudou com concertos beneficentes e o carinho de quem foi a responsável pela apresentação do tenor ao mundo. Mas brigas (cujos motivos nunca são revelados por ambas as partes) separam o que já foi um dueto ideal para óperas de Verdi.

 

Casada com Barnabé Martí, um ex- cantor com quem a soprano se apresentou por longos anos, hoje a nova revelação do clã dos Caballés é a filha do casal que vem cantando em concertos com mamãe Montserrat. Ah, sim. O nome Montserrat - emprestado de um monastério espanhol onde a Virgem teria aparecido - é o pagamento de uma dívida religiosa pelos seus pais. Preocupados em não a perder, fraquinha que nascera, fizeram a promessa do batismo exótico, caso ela crescesse saudável. Como você pode perceber pela foto nesta página, a graça foi alcançada.

 

Limpidez sonora - Quando Montserrat Caballé foi descoberta pelo mundo da ópera, as pessoas tiveram de parar de dizer "nunca houve uma mulher como Callas". Embora de estilos diametralmente opostos, a soprano espanhola era uma das poucas cantoras dignas de comparação com a diva grega em grandeza vocal. Só que, enquanto la Callas transbordava excitação e drama, Montserrat transpira limpidez sonora, fraseados impecáveis, sutilezas e timbre delicioso. No fundo, as duas completam-se e dá para sonhar com um Frankenstein lírico que as reunisse.

 

 

 

 

Estado - A sra. esteve no Brasil pela primeira vez em 1964. Como foi essa experiência?

 

Montserrat Caballé - Eu era muito jovem e totalmente desconhecida. Estava recém-casada e, por falta de dinheiro, tive de deixar meu marido para essa turnê na América do Sul. Foi uma experiencia muito bonita, embora tenha cantado para menos de 30 pessoas no Rio. Acabei ficando mais tempo do que o esperado, porque houve um golpe de Estado na Argentina, para onde eu iria em seguida, e fui obrigada a estender minha estada no Brasil. Aproveitei para fazer turismo na cidade maravilhosa (risos).

 

 

 

Estado - Apesar do sucesso de hoje, a sra. amargou um começo de carreira muito difícil.

 

Montserrat - Nem me fale. Foram tempos terríveis, mas não apenas para mim, pois todo o meu país estava lutando para sobreviver aos anos de Guerra Civil. Trabalhei muito, sempre pensado em algo que pai dizia: "A chave do sucesso é ter paixão." Levei isso a sério e fui bem devagar, cantando pequenas partes em teatros pequenos. Quer saber? Esses problemas acabaram sendo providenciais, porque fiz tudo com calma e tive tempo para desenvolver meu estilo e meu repertório sem as pressões comuns a essa profissão.

 

 

 

Estado - São lendárias as situações em que se tem de substituir alguém de última hora. Como foi para a sra.?

 

Montserrat - Deus, foi um sacrifício. Todos esperavam por Marilyn Horne no palco e, de repente, por ela estar doente, entrei eu, uma desconhecida. Estava apavorada e cheia de dúvidas. Pensei, então: "Esqueça tudo, entre na música, aproveite a música como se estivesse só, em sua casa, e não faça mais nada."

 

 

 

Estado - O fervor dos catalães pela sua região é célebre. Isso a influenciou de algum modo?

 

Montserrat - É o lugar onde eu nasci, onde meu pai nasceu e assim por diante. Quando você envelhece, percebe como é importante amar e respeitar o lugar onde respirou pela primeira vez. No caso da Catalunha, é um lugar com raízes tão particulares, com uma língua tão nossa, única, étnica, e você sente essa coisa em seu sangue. É a sensação de estar ligado a mistérios celtas e iberos.

 

 

 

Estado - Isso explica tantos cantores catalães de qualidade?

 

Montserrat - Algo deve ter, não é? (risos). Acho que tudo está ligado à nossa escola de canto, à técnica criada por Manuel García, pai de Maria Malibran. Discípulos dele foram à Itália, onde ensinaram os grandes cantores italianos. Basta lembrar que Maria Callas foi aluna de uma espanhola, Elvira Hidalgo. A Espanha tem grandes vozes, porque nunca nos esquecemos do passado.

 

 

 

Estado - Como a sra. conheceu Carreras?

 

Montserrat - Carlos, meu irmão e meu empresário até hoje, contou-me que encontrara um jovem tenor de grande qualidade. Disse que ele tinha uma voz sensível, um fraseado lindo e, em dois anos, seria um cantor muito famoso. Fiquei impressionada com ele e durante anos, quisemos ajudá-lo a subir. Poucos ouvem uma voz desconhecida, sei isso por experiência própria. Orgulho-me de ter lutado por ele. Quando José ficou doente, rezamos muito por ele. Uma pessoa pode estar errada em muitas coisas, mas se você a ama, ama de qualquer jeito. Mas não quero falar disso.

 

 

 

Estado - Por que gravar pop com Fred Mercury?

 

Montserrat - Por que não? No começo estava um pouco incomodada com aquela parceria, mas, aos poucos, aprendi a adorar esse encontro entre dois mundos. Nenhum de nós dois traiu a si mesmo: Fred criou uma canção que me permitiu cantar como soprano e ele estava livre para fazer o seu rock. Hoje, ninguém lembra que fomos pioneiros nessa mistura. Depois todos correram para fazer o mesmo: Kiri Te Kanawa, Pavarotti, Domingo, etc. Ganhei tantos fãs para meus concertos que você não pode imaginar. Gente que só veio assistir-me porque me ouviram com Fred. A música reúne pessoas, as mais diferentes, porque a sua beleza faz cair as barreiras. Na mesma pauta musical em que Puccini escreveu suas óperas os cantores de rock compõem as suas melodias. Poucos imaginam que grande barítono de ópera foi Fred Mercury. Ele cantou muitas árias para mim e sempre aparecia de surpresa em meus recitais. Sinto sua falta.

 

 

 

Estado - E de Maria Callas?

 

Montserrat - Quando a conheci, ela não cantava mais. Era uma pessoa tão solitária, mas muito doce, a seu jeito. Após eu ter feito a minha primeira Norma, ela entrou em meu camarim e me deu os brincos que usara na mesma ópera me dizendo para usá-los na próxima récita. Respondi que não era digna de usar esses brincos. "Não seja boba, eu não faço mais Normas e, agora, você é Norma." (risos). Isso era bem do jeito dela. Na noite seguinte, pensei, pensei e não tive coragem de colocar os tais brincos. Apenas os beijei antes de entrar em cena. Quando a reencontrei, ela fez algumas perguntas sobre a apresentação e foi direto ao assunto do brinco. Confessei que não conseguira usá-los. "O que você vai fazer com eles?" Eu disse que ia colocá-los sobre meu piano. Ela fez uma cara marota, que disfarçou com um "Certo, tudo bem". Sabia que ela estava feliz por eu não ter usado seus brincos.

 

 

 

Estado - Qual é o segredo dos seus pianíssimos?

 

Montserrat - A mágica é o meu pai. Ele era fã de um tenor que fazia pianíssimos lindos. Ele sempre me dizia: "Se você vai cantar, terá de fazer pianíssimos como os dele." Eu tentava e não conseguia. Desesperada, virei-me para meu pai e disse que não sabia como fazer minha voz diminuir tanto de tamanho. Ele, então, me deu a chave: "Garota, você não vai diminuir a sua voz, apenas não vai dar a sua voz." Pensei bem naquilo e, de repente, veio um pianíssimo. O segredo não é o esforço: é não fazer nada (risos).

 

 

 

Estado - Pavarotti está pensando em aposentar-se.

 

Montserrat - O quê? Aposentadoria, eu? Nem tenho 65 anos. Amigo, eu nunca penso nessas coisas ou falo sobre elas (risos).

 

 

 

Estado - A sra. deve ter muitas histórias curiosas da ópera. Há uma favorita?

 

Montserrat - Tenho milhares e uma para cada um dos três tenores. Mas a mais especial é com Luciano. Fazíamos Un Ballo in Maschera, de Verdi, em Londres, com Haitink, e Pavarotti desentendeu-se com o maestro sobre o tempo do nosso trio. "Fiz mais de 200 vezes essa ópera e vou fazer do meu jeito", ele gritou. "Você vai seguir- me", respondeu Haitink. Só pude ouvir Luciano murmurar: "Vamos ver quem segue quem." Na apresentação tudo corria bem até o tal trio. Luciano olhou para mim de canto e se pôs a cantar no seu tempo. Ele ficou para trás e eu, que entrava com uma deixa dele, fiquei à frente. Quando me dei conta, o barítono, guiado pelo tenor, estava perdido no meio, como se tivesse caído de Marte. Foi um horror. Haitink não largou mão. Luciano virou-se para mim e disse: "Io vado." Falei: "Eu vou com você." O pobre barítono, desesperado, gritou: "Vado anche io." E o palco ficou vazio. O diretor da ópera, em pânico, pediu-me ajuda e eu disse a ele que avisasse o público que eu saíra porque estava passando mal. Com medo de falar com Luciano, ele me pediu para convencê-lo a não ir embora. Contei a Pavarotti do nosso plano e ele só ficava dizendo: "Será que ele vão acreditar?" Acreditaram. Voltamos, cantamos e foi um triunfo. No dia seguinte, os jornais diziam que o meu desmaio salvou a noite. Esse é o mundo da ópera: uma mentira que salvou a noite. A arte, às vezes, assusta- me.